Auto Tipps und Tricks
Soja, Löwenzahn und Raps: Reifenhersteller präsentieren neue Konzepte
Ökoreifen werden von immer mehr Herstellern angeboten. Zumeist bieten die sogenannten „Grünen Reifen“ mehr Laufleistung und einen geringeren Rollwiderstand als herkömmliche Modelle. Dies wirkt sich gleich mehrfach positiv auf die Umwelt aus:
- Durch die höhere Laufleistung hat der Reifen hat eine längere Lebensdauer. Dadurch muss nicht so schnell ein neues Produkt angeschafft (und das alte entsorgt) werden.
- Der geringere Rollwiderstand führt zu einem geringeren Abrieb und weniger Spritverbrauch. Dies senkt die CO²-Emissionen und verbessert auf diese Weise die Ökobilanz.
Nach wie vor jedoch werden für die Reifenfertigung fast ausschließlich fossile Rohstoffe wie Erdöl und Stahl verwendet. Hieraus ergeben sich zahlreiche Nachteile für die Umwelt.
Reifenfertigung und Entsorgung
Für einen Reifen wird Latex (Kautschuk) benötigt. Die hohe Nachfrage am Reifenmarkt übersteigt jedoch längst die Kapazitäten des angebauten Naturkautschuks, zumal der Anbau (der zumeist in Monokulturen erfolgt) kaputte Böden hinterlässt und (besonders in den wirtschaftlich schwachen Hauptanbau-Nationen wie Thailand oder Indonesien) eine ernstzunehmende Konkurrenz zu dringend benötigten Ackerflächen bildet. Im Ergebnis verwenden die Reifenhersteller zunehmend synthetischen Kautschuk, zu dessen Produktion wiederum Rohöl nötig ist. Im Ergebnis besteht ein moderner Autoreifen zu mehr als 60 Prozent aus Erdöl.
Neben dem hohen Rohstoffverbrauch belastet auch die Entsorgung alter Reifen die Umwelt enorm. Daher sollen zukünftig die fossilen Rohstoffe in den Reifen durch Biomasse und nachwachsende Rohstoffe ersetzt werden.
Premiumhersteller mit neuen Konzepten
Viele namhafte Premiumhersteller wie Bridgestone, Continental oder Goodyear-Dunlop haben inzwischen nachhaltige Reifenmodelle auf der Agenda.
Bridgestone setzt bei seinen Bio-Konzeptreifen auf kaukasischen Löwenzahn, Goldrute (eine Korbblütler-Pflanze aus Kanada) und Guayule (ein Wüstengewächs aus Mexiko). Alle drei Pflanzen könnten den schwindenden Naturkautschuk ersetzen, lassen sie sich doch einerseits leichter anbauen und enthalten andererseits wesentlich mehr Kautschuk als der südamerikanische Gummibaum. Bislang jedoch fehlen Know-how und Infrastruktur im Rohstoffanbau und in der Verarbeitung, weswegen sich im aktuellen Reifenportfolio von Bridgestone noch keine Modelle aus reiner Biomasse finden lassen.
Continental ist da schon etwas weiter. Nach Konzernaussage wird schon jetzt in verschiedenen Reifenmodellen Rapsöl statt Rohöl verwendet. Zudem ersetzt Rayon (eine Zellulose-Faser) nach und nach das Karkassenmaterial Polyester. Für eine komplette Umstellung muss jedoch das Verarbeitungsverfahren weiter optimiert werden, da die Bio-Produkte bislang noch wichtige Reifeneigenschaften wie den Grip oder den Rollwiderstand negativ beeinflussen.
Auch Goodyear-Dunlop hat einen Erdöl-Ersatz gefunden: Sojabohnenöl. Das pflanzliche Produkt steigere zudem die Laufleistung der Reifen, wie das Unternehmen mitteilt. Auch hier jedoch gibt es noch zahlreiche material- und prozesstechnische Hürden zu überwinden.
Wann können wir unsere Reifen komplett recyceln?
Sowohl die enormen Umweltbelastungen, die sich aus dem wachsenden Verkehrsaufkommen ergeben, als auch hohe Rohölpreise, die der steigende Bedarf des schwarzen Goldes mit sich bringt, zwingen die Reifenhersteller zu einem grundlegenden Umdenken bei der Produktion von Autoreifen. Die Erzeugung der Bio-Rohstoffe und ihre Verarbeitung stecken allerdings noch in den Kinderschuhen. Zudem gilt es, effektive und nachhaltige Produktionsstrategien zu entwickeln, rechnen doch Umweltverbände mit neuen Problemen, die sich aus dem großangelegten monokulturellen Anbau von Raps oder Löwenzahn ergeben könnten.
Bridgestone beispielsweise rechnet damit, die Reifen aus 100 Prozent Biomasse frühestens 2050 auf den Markt bringen zu können. Auch Continental veranschlagt noch „mindestens fünf Jahre“, bis der erste reine Ökoreifen in Serie geht. Bis dahin bleibt Autofahrern nicht anderes übrig, als konventionelle Reifenmodelle zu nutzen. Ein Beitrag zum Umweltschutz lässt sich trotzdem schon leisten: Wer sein Auto für kurze Wege auch mal stehen lässt, Fahrgemeinschaften bildet oder durch die Nutzung moderner Antriebslösungen (wie Elektro- oder Hybridmotoren) die CO²-Emissionen reduziert, kann schon jetzt dafür sorgen, unsere Mobilität ökologischer und nachhaltiger zu gestalten.
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