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Steuerbegünstigung Biokraft- und Bioheizstoffe
Anlage 1
Übersicht über potentielle Biokraft – und
Biokraftheizstoffe
Synthetische Biokraftstoffe (auch:
Biomass-to-Liquid [BTL])
Aufgrund des Standes der Technik und des noch bestehenden
Forschungs- und Entwicklungsbedarfs sind BTLKraftstoffe
eine viel versprechende mittelfristige Option.
Bei der BTL-Herstellung wird, wie aus dem Bereich
Kohle seit vielen Jahrzehnten bekannt und erprobt, Biomasse
zu Synthesegas umgesetzt. Hieraus werden dann
flüssige Kohlenwasserstoffe gewonnen, die zu normgerechtem
Kraftstoff aufgearbeitet werden können.
BTL-Kraftstoffe können in heutigen Motoren (sowohl in
Otto- als auch in Dieselmotoren) eingesetzt werden.
BTL-Kraftstoffe weisen gegenüber fossilen Kraftstoffen
Vorteile beim Emissionsverhalten auf, indem sie schwefelfrei
und arm an Aromaten sind. Auch in neuen Motorengenerationen
mit neuartigen Verbrennungsverfahren,
die gegenüber den heutigen Normen modifizierte Kraftstoffe
benoetigen, sind BTL-Kraftstoffe einsetzbar, da der
Herstellungsprozess eine Anpassung der Kraftstoffstruktur
an die Anforderungen der Motoren ermöglicht. BTLKraftstoffe
können unter Verwendung der heutigen Infrastruktur
ohne Probleme verteilt werden.
Die BTL-Herstellung ist noch nicht marktreif. Bisher
existiert lediglich eine Pilotanlage im Technikumsmassstab.
Eine weitere Anlage, die 15 000 t Kraftstoff p. a.
produzieren soll, ist im Bau. Technische, oekonomische
und ökologische Fragestellungen zur BTL-Erzeugung
sind noch zu beantworten, bevor eine industrielle Produktion
erfolgen kann. Genaue Aussagen zu Energie- und
oekobilanzen stehen noch aus.
Es ist nicht zu erwarten, dass BTL-Kraftstoffe bis zum
Jahr 2010 einen nennenswerten Beitrag zur Erreichung
der EU-Mengenziele leisten können. Sie können jedoch
im Laufe der zweiten Dekade groessere Marktbedeutung
erlangen. Das sich abzeichnende Potenzial von BTLKraftstoffen
ist deutlich höher als das von Biodiesel oder
von Ethanol auf Basis von Getreide oder Zucker. Die
BTL-Produktion kann auf Basis jeder festen Biomasse erfolgen,
ein Umstand, der insbesondere dem Anbau von
Energiepflanzen entgegenkommt. Bei der Ganzpflanzennutzung
sind deutlich höhere Ertraege pro Hektar möglich
als beispielsweise bei der Rapsproduktion. Unter technisch
guenstigen Voraussetzungen koennten auf jaehrlich
2 Mio. ha ca. 25 Prozent des heutigen Verbrauchs an Dieselkraftstoff
erzeugt werden.
Biomethanol
Methanol kann wie BTL-Kraftstoffe über Synthesegas
aus einer breiten Biomassepalette hergestellt werden. Methanol
bedarf aber eigener Verbrennungsmotoren. Dabei
weist Methanol gegenüber Ethanol eine Reihe von Nachteilen
auf, z. B. geringer Brennwert, hohe Emissionen
und eine anzupassende Verteilungsinfrastruktur. Methanol
wurde in der Vergangenheit als Kraftstoff für Fahrzeuge
mit Brennstoffzellenantrieb favorisiert. Kurzfristig
kann Methanol aus Biomasse wegen fehlender grosstechnischer
Produktionsanlagen und fehlender Fahrzeugflotten
keinen Beitrag leisten. Ob dies laengerfristig der Fall
sein kann, haengt von der Weiterentwicklung der Brennstoffzellentechnologie
ab. Ein Ersatz des fossilen Methanolanteils
in Biodiesel durch Biomethanol ist unter den
derzeitigen Rahmenbedingungen weder technisch noch
wirtschaftlich umsetzbar.
Pflanzenöl
Wie Biodiesel kann Pflanzenöl aus Raps oder anderen oelpflanzen
gewonnen werden, wobei keine chemische Umwandlung
wie beim Biodiesel erfolgt. Pflanzenöl kann
nur in speziell angepassten Motoren eingesetzt werden.
Bei der Nutzung von Pflanzenöl als Kraftstoff in umgeruesteten
PKW, LKW oder landwirtschaftlichen Fahrzeugen
sind teilweise noch technische Weiterentwicklungsprobleme
zu lösen. Die Sicherung der notwendigen
Kraftstoffqualitaet bereitet derzeit noch Probleme. Eine
verbindliche Norm für diesen Kraftstoff ist in der Entwicklung.
Moderne Abgasanforderungen sind mit Pflanzenoelmotoren
derzeit nur mit speziellen Anpassungen
erfuellbar. Für Pflanzenöl ist daher eine eigene Motorenentwicklung
erforderlich.
Biogas
Biogas entsteht als methanreiches Gas aus der Vergaerung
von Biomasse. Das Potenzial der Biogaserzeugung ist
hoch, da Biogas auch auf Basis von Energiepflanzen erzeugt
werden kann. Biogas kann nach einer Aufbereitung
in Fahrzeugen mit erdgastauglichen Motoren eingesetzt
werden. In Schweden, der Schweiz und Frankreich liegen
hierzu bereits erste Erfahrungen vor. Zwar wird das Erdgastankstellennetz
in Deutschland derzeit auf 1 000 Stationen
massiv erweitert. Durch die guenstigen Rahmenbedingungen
der Stromerzeugung aus Biogas, wie sie das
Gesetz für den Vorrang erneuerbarer Energien (EEG) bietet,
sowie durch die bis 2020 verminderte Besteuerung
von Erdgas in Verbrennungsmotoren ist ein Einsatz von
Biogas in Erdgasfahrzeugen in der Flaeche auf absehbare
Zeit unwirtschaftlich.
Dimethylether (DME)
DME ist ein Ether, der wie BTL-Kraftstoffe oder Methanol
aus einer breiten Palette von Ausgangsprodukten von
Biogas bis Synthesegas erzeugt werden kann. DME ist im
Normalzustand gasfoermig und bedarf sowohl angepasster
Motoren als auch einer eigenen Infrastruktur. Eine eigenstaendige
Entwicklung erfolgt in Deutschland nicht. Hingegen
wird DME in Skandinavien ein gewisser Stellenwert
eingeraeumt. Aufgrund des Standes der Entwicklung
ist DME heute kein relevanter Biokraftstoff.
Wasserstoff aus Biomasse
Die Wasserstoffnutzung in Brennstoffzellen wird langfristig
als viel versprechende Option eingeschaetzt. Der Weg dorthin ist allerdings extrem aufwendig, da sowohl
neue Antriebstechnologien als auch hohe Investitionen in
Anlagen zur Wasserstoffherstellung und ein neues Verteilungssystem
erforderlich sind. Auf absehbare Zeit wird
daher nicht mit der Gewinnung von Wasserstoff aus Biomasse
gerechnet.
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