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Steuerbegünstigung Biokraft- und Bioheizstoffe

Anlage 2 Eigenschaften von bioethanolhaltigen Kraftstoffen

Ottokraftstoffe mit einem Ethanolgehalt von mehr als 5 Vol.-Prozent werden schon seit Jahren in Brasilien, den USA und in Schweden in dafuer ausgelegten Kraftfahrzeugen eingesetzt. Auch auf EU-Ebene sind bereits Normungsaktivitaeten für Kraftstoffe mit hoeherem Bioethanolanteil angelaufen. Gerade bei der Beimischung von kleinen Bioethanolmengen (bis max. 5 Vol.-Prozent) treten Probleme auf, die nachfolgend beschrieben werden.

Dampfdruck

Bei der Zugabe von Bioethanol zum Ottokraftstoff erfolgt der Dampfdruckanstieg bei sehr kleinen Alkoholkonzentrationen rasch und bleibt dann über einen längeren Konzentrationsbereich nahezu konstant (so genannte Dampfdruckanomalie). Wird Ethanol einem Ottokraftstoff beigemischt, ergibt sich ein höherer Dampfdruck als für die ideale Mischung zweier Flüssigkeiten zu erwarten waere. Obwohl der Dampfdruck des Ethanols unter dem des Ottokraftstoffes liegt, kann der Dampfdruck der Mischung groesser als der des verwendeten Ottokraftstoffes sein. Dieser Effekt ist am grössten bei niedrigen Ethanolkonzentrationen und schwaecht sich bei höher werdenden ab. Der Dampfdruckanstieg ist auf eine Wechselwirkung zwischen den Kohlenwasserstoff- und den Ethanolmolekuelen zurueckzufuehren (Aufbrechen der Wasserstoffbrueckenbindung zwischen den Alkoholmolekuelen). Eine unzulaessige Dampfdruckerhoehung kann bei bestimmten Fahrzustaenden (Mittelgebirgslagen im Hochsommer) Ursache für Fahrstoerungen (Stottern des Motors bis hin zum Stillstand aufgrund von Dampfblasenbildung in der Kraftstoffzuleitung) sein; insbesondere Kraftfahrzeuge mit verbrauchsarmen, direkteinspritzenden Ottomotoren sind davon betroffen. Daneben kann es zu Problemen bei der Einhaltung der Verdunstungsemissionen aus dem Kraftstofftank und Kraftstoffleitungen kommen. Aus diesem Grund wurde mit der europaeischen Kraftstoffnorm EN 228 der Dampfdruck im Ottokraftstoff auf einen Hoechstwert von 60 kPa begrenzt. Um die durch die EN 228 vorgegebene Dampfdruckspezifikation auch in diesen Faellen garantieren zu können, ist die Absenkung des Dampfdruckes des bioethanolhaltigen Ottokraftstoffes durch Beimischung dampfdrucksenkender Kraftstoffzusaetze (Additive) und/oder durch Herausnahme von dampfdruckerhoehenden Bezinkomponenten erforderlich. Zudem kann durch die Auslieferung von bioethanolhaltigem Ottokraftstoff mit einer sortenreinen Logistik (Tanks, Abgabensysteme) zur Vermeidung von Vermischungen von ethanolhaltigen und rein fossilen Kraftstoffen in der Versorgungskette bis zu den Tankstellen die Dampfdruckvorhaltung vermindert werden.

Verhalten gegenüber Wasser

Ethanol ist mit Wasser mischbar. Wird einem Ottokraftstoff Bioethanol zugemischt, so veraendert sich sein Verhalten gegenüber Wasser. ueberschreitet die Wassermenge einen Grenzwert, der insbesondere vom Alkoholgehalt und der Temperatur abhaengig ist und mit fallender Temperatur sinkt, kann es zu einer Trennung in eine obere Kohlenwasserstoff-Alkohol- und in eine untere Alkohol- Wasser-Phase kommen. Diese untere Phase ist nicht für den Betrieb von Motoren geeignet. Durch die Phasentrennung wird der Mischung Alkohol entzogen, was die Produkteigenschaft aendert. Dampfdruck und Oktanzahl sind dabei besonders betroffen. Wegen der Gefahr der Phasentrennung ist es beim Transport und der Verteilung alkoholhaltiger Ottokraftstoffe wichtig, das gesamte System wasserfrei zu halten. Das ist bei entsprechenden Vorsichts- und Kontrollmassnahmen möglich.

Ausblick

Aufgrund der aufgezeigten technischen Probleme bei der Zumischung von Bioethanol zu Ottokraftstoff ist bislang noch kein grossflaechiger Einsatz in der Praxis erfolgt. Neben den Aktivitaeten eines unabhaengigen Anbieters in Berlin läuft derzeit (November 2004 bis Mai 2005) ein Feldversuch mit ethanolhaltigem Normalottokraftstoff im Raum Nordostdeutschland an 76 Tankstellen unter Beteiligung der fuehrenden Mineralölunternehmen. Ziel ist es, die technischen und logistischen Probleme in den Griff zu bekommen, um ab Herbst/Winter 2005 Bioethanol direkt in den Ottokraftstoff mischen zu können.

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