RME hat den Nachteil, dass seine Herstellung eine Grosstechnologie mit
grossen Investitionen und viel Planungsaufwand erfordert, andererseits kann
es dadurch viel leichter in gleichbleibender Qualität angeboten werden, wodurch
auch die Freigabe durch die Motorhersteller erleichtert wird.
Obwohl Biodiesel im Gegensatz zu Pflanzenöl auf dem Markt fast so teuer wie
Diesel ist, aber deutlich weniger Energie besitzt, hat er sich weit mehr und
schneller durchgesetzt als Pflanzenöl. Dies ist vor allem auch dem konsequenten
Bemuehen um eine Qualitaetsnorm zu danken, die dafuer sorgt, dass es sich
um einen reproduzierbaren Kraftstoff handelt, der an die Erfordernisse vorhandener
Motoren angepasst ist.
Davon traeumte man lange im Lager der Pflanzenoelfreunde. Zaghafte erste Bemuehungen
um eine Standardisierung anlaesslich einer Studie des BMFT an Elsbett-
Motoren verliefen 1985 im Sande. Ein als „Porsche-Versuch“ bekannt gewordener
Grossversuch, bei dem ohne vorbereitende Massnahmen in eine Anzahl
von konventionellen Motoren Rapsöl geschuettet wurde, war negativ, denn
1991 stellte man im Nachhinein einen Phosphorgehalt von 300 ppm fest. Im
Jahr 1992 wurde ein Forschungsbericht veroeffentlicht „Verwendung von Rapsöl
zu Motorentreibstoff“ (Gelbes Heft Nr. 40, TU Muenchen), in dem zum ersten
Male ausfuehrlich auf zahlreiche Eigenschaften von Rapsöl und ihren Einfluss
auf den motorischen Betrieb eingegangen wurde – auch im Vergleich zu RME
und Diesel, sowie von Mischungen zwischen diesen. Dieser Bericht zeigte
nachhaltig die Notwendigkeit einer Standardisierung.
An der Universitaet Hohenheim berichtete K. Maurer 1994 über einige Jahre von
Versuchen und Erfahrungen mit Pflanzenöl als Kraftstoff in einem VDI-Beitrag über die Standardisierung roher Pflanzenöle und machte entsprechende Vorschlaege.
Es ist letztlich das Verdienst eines an der Bayerischen Landesanstalt
für Landtechnik der Universitaet Muenchen gegruendeten Arbeitskreises unter der
Leitung von Dr. B. A. Widmann, sowie von K. Maurer, Universitaet Hohenheim
und Dr. T. Wilharm, Fa. ASG, dass am 22.08.1996 ein „Vorlaeufiger Qualitätsstandard
für Rapsöl als Kraftstoff“ festgelegt wurde. Seither trafen sich Fachleuten
aus Landwirtschaft, oelmuehlen, Motorhersteller und -umruester, Betreiber
und Wissenschaftler auf regelmaessigen Sitzungen in Weihenstephan, um zu
diskutieren, welche Eigenschaften Pflanzenöl als Kraftstoff aufweisen muss,
um einen stoerungsfreien Betrieb der Motoren zu gewaehrleisten. Der vorlaeufige
Standard wurde nochmals modifiziert durch Beschluss des LTV-Arbeitskreises am 2.3.1999 und schliesslich am 13.5.2000 auf seiner letzten Sitzung in Straubing
als gueltiger Qualitätsstandard verabschiedet.
Dieser Standard bezieht sich allerdings bisher nur auf Rapsöl. Es gibt zahlreiche
andere oelsorten, die zum Teil noch nie erprobt wurden. Anlage 2 zeigt nur
eine kleine Auswahl solcher Öle. Für die hilft vorlaeufig nur die Erfahrung - soweit
bisher vorhanden. Es handelt sich zwar um unterschiedliche Pflanzenöle,
die aber auch viele Gemeinsamkeiten aufweisen. So ist die Dichte und der energetische
Gehalt aller dieser Öle nahezu gleich, sie unterscheiden sich aber
sehr stark in ihrer Viskosität. In naher Zukunft sollte man sich für sichere Anwendungen
aber auf Rapsöl als Kraftstoff konzentrieren.
Die Pflanzenöl-Qualität ist von entscheidendem Einfluss darauf, ob ein umgeruesteter
Motor ohne Probleme läuft. Deshalb sollen die in Anlage 3 erfolgten
Bewertungen ein Bild vermitteln, wie wichtig die einzelnen Kraftstoffeigenschaften
für den Motorbetrieb sind und wie sie sich auswirken.
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