Pöl - Tec

Biokraftstoffe & Alternative Energie - Pflanzenöl Umrüsten / Tankstellen



 

 

 

Kraftstoff Pflanzenöl (Poel, Rapsöl)

Rapsöl Kraftstoff

Unbehandelte Pflanzenöle, umgangssprachlich abgekuerzt auch als Poel bezeichnet, können als Kraftstoff für Dieselmotoren verwendet werden. Sie zaehlen zu den erneuerbaren Energietraegern. Aufgrund der gegenüber Dieselkraftstoffen höheren Viskosität und der geringeren Cetanzahl sind in der Regel Anpassungsmassnahmen an gewoehnlichen Dieselmotoren notwendig. Diese beinhalten im wesentlichen eine Möglichkeit zur Erhitzung des Kraftstoffes, um die Viskosität unmittelbar vor dem Eintritt in die Einspritzanlage zu senken. Diese Technologie ist bereits von Vielstoffmotoren bekannt.

Pflanzenöl Rapsöl Viskosität im Vergleich zu Diesel
Quelle: http://www.oilpress.com

Ein grosser Vorteil der Verwendung von Pflanzenölen als Kraftstoff ist die CO2-Neutralitaet, das heisst, dass bei der Verbrennung im wesentlichen die Menge CO2 freigesetzt wird, die die Pflanzen vorher durch Photosynthese aus der Atmosphaere entnommen haben, und nur die Emissionen bei der Herstellung schlagen zu Buche. Im Zuge der zunehmenden Nutzung als Treibstoff werden oelpflanzen auch als Energiepflanzen bezeichnet. Pflanzenöle, wie z.B. Rapsöl, bestehen ueberwiegend aus Triglyceriden (Ester aus dem dreiwertigen Alkohol Glycerin und drei Fettsaeuren). Die Fettsaeuren sind aus Kohlenstoffketten mit gerader Anzahl an C-Atomen aufgebaut und können gesaettigt (keine Doppelbindungen zwischen benachbarten C-Atomen), einfach ungesaettigt (eine Doppelbindung) oder mehrfach ungesaettigt (mehrere Doppelbindungen) sein. Der jeweilige Anteil vorhandener Fettsaeuren in einem Pflanzenöl ist weitgehend genetisch fixiert und wird als Fettsaeuremuster bezeichnet.
Neben Triglyceriden kommen auch Spaltprodukte des Fettabbaus (Mono- und Diglyceride, freie Fettsaeuren) sowie Fettbegleitstoffe (Phospholipide, Tocopherole, Sterine) in Pflanzenölen vor, die Einfluss auf die oelqualitaet nehmen.
Aufbau und Zusammensetzung pflanzlicher Öle sind weitgehend genetisch fixiert und bestimmen im Wesentlichen deren charakteristische Eigenschaften, wie Dichte, Viskosität, Heizwert, Flammpunkt oder Iodzahl. Der Schmelzpunkt der Öle ist um so niedriger, je höher der Anteil an ungesaettigten Fettsaeuren ist.
Die Viskosität von Rapsölkraftstoff ist vor allem bei niedrigen Temperaturen um ein Vielfaches höher als die von fossilem Dieselkraftstoff. Auch der Flammpunkt von Rapsölkraftstoff liegt mit rund 240 °C deutlich höher als bei herkoemmlichem Dieselkraftstoff, was sich positiv auf Lagerung und Transport auswirkt, für den Motorbetrieb jedoch technische Anpassungen erfordert. Öle mit hohem Anteil an gesaettigten Fettsaeuren sind an der Luft relativ bestaendig, Öle mit vielen Doppelbindungen sind dagegen weniger haltbar.
Pflanzenöle sind loeslich in lipophilen Loesungsmitteln wie Petrolether, Hexan, Benzol, Trichlorethylen und unloeslich in Wasser (hydrophob). Pflanzenöle sind innerhalb von 21 Tagen zu über 95 % biologisch abgebaut (gemäss CEC L-33-A-94) und gelten als „nicht wassergefährdend“. Sie sind im Gegensatz zu Dieselkraftstoff nur gering toxisch. Deshalb ist ihr Einsatz als Kraftstoff v.a. in umweltsensiblen Gebieten sinnvoll. Bei der Verwendung als Kraftstoff unerwuenschte chemische Reaktionen von Pflanzenölen sind:
Fettspaltung: In Gegenwart von Enzymen oder Mikroorganismen und ausreichend Wasser kann eine hydrolytische Spaltung eintreten (Abspaltung von Fettsaeuren vom Glyceridmolekuel).
Autoxidation: Durch Sauerstoffzutritt, unterstuetzt von Licht, Wärme und durch katalytisch wirkende Metallionen (z.B. Kupfer), werden Pflanzenöle oxidiert (Einbau von Sauerstoff in das oelmolekuel). Die dabei entstehenden Hydroperoxide reagieren weiter zu Aldehyden, Ketonen und Fettsaeuren. In oelen natuerlich vorkommende Antioxidantien (z.B. Tocopherole) wirken diesem Prozess entgegen.

Geschichte

Bei der Konstruktion des ersten selbstzuendenden Verbrennungsmotor experimentierte Rudolf Diesel erfolglos mit Benzin. Später wurden erfolgreichere Versuche mit Lampenpetroleum und verschiedenen oelen, v.a. Pflanzenöl (Erdnussoel) gemacht. Erdöl war nur begrenzt verfügbar und sehr teuer. Später war der ueberfluss billigen Erdoels der Grund, dass Pflanzenöl lange Zeit nicht als Kraftstoff verwendet wurde. Erst nach den oelkrisen der 1970er Jahre wurde verstaerkt nach alternativen Kraftstoffen gesucht. Das steigende Umwelt- und Klimaschutzbewusstsein zum Ende des 20. Jahrhunderts brachte vor allem die erneuerbaren Energieträger wieder in die Diskussion.

Verwendbare Pflanzenoelsorten

Pflanzenoelkraftstoff wird oft mit Rapsöl gleichgesetzt. Je nach Interessensgruppe gibt es jedoch bis zu über 1000 anbauwuerdige oelpflanzen. Es existieren in den meisten Regionen der Erde heimische Pflanzen, die zur oelgewinnung genutzt werden können. Grundsaetzlich sind alle Pflanzenoelsorten und auch tierische Öle zum Betrieb in umgeruesteten Fahrzeugen geeignet. Vereinzelt setzen Autofahrer auch gefilterte Altoele und flüssige Speisefette ein. Sie müssen jedoch vor der Nutzung sorgfaeltig gereinigt werden. So fährt beispielsweise ein Taxiunternehmer in Berlin seit einigen Jahren ohne Schaden ausschliesslich mit gebrauchtem Fritteusen-Öl, das in einem einfachen Schleuderverfahren gereinigt wird. Lediglich zum Starten des kalten Motors wird aus einen kleinen Zweittanknormaler Dieselkraftstoff verwendet. Alt-Pflanzenöl sollte vor seiner motorischen Verwendung umgepumpt und gefiltert werden. Empfohlen werden Kerzenfilter mit <1 Mikrometer Weite, um die Aggregate nicht zu schädigen.

Verwendung als Kraftstoff

Um Pflanzenöl in Motoren zu verbrennen gibt es zwei Strategien: Die Anpassung der Motoren auf die Eigenschaften des Pflanzenöls. Die Veraenderung des Pflanzenöls zu einem neuen Kraftstoff, welcher in genormter Qualität mit bestehender Motorentechnik verwendet werden kann. Dieser Weg ist technisch durch Pflanzenöl-Methyl-Ester (PME), allgemein als Biodiesel bekannt, verwirklicht worden. Ziel war es, durch Modifikation des Treibstoffs eine groessere Zielgruppe für biogene Kraftstoffe zu gewinnen, ohne grosse Anpassungen an den Motoren vornehmen zu müssen. Aufgrund der negativen Eigenschaften, wie die enthaltenen Weichmacher bzw. mangelnde Standards der Kraftstoffe, kam es an einigen Fahrzeugen zu Schäden, was zu einer negativen Bewertung von Biodiesel in der oeffentlichkeit fuehrte. Da er aus Pflanzenöl hergestellt wird, wird Pflanzenöl häufig faelschlicherweise mit Biodiesel gleichgesetzt.
Nach Auskunft der Firma Unicar in Aachen halbiert sich in etwa der Ausstoss von Russpartikeln bei der Pflanzenoelverbrennung gegenüber der Dieselverbrennung. Nur bei kaltem Motor und unzureichender Vernebelung im Zylinder ist der Ausstoss sichtbar erhöht. Es gibt weniger Emissionen von Feinstaub als bei Dieselbetrieb. Verunreinigungen durch Schwefel und Schwermetalle entfallen weitgehend.

Kraftstoffeigenschaften

Pflanzenöl stellt eine der dichtesten Energieformen dar, die durch Photosynthese entstehen. Die Energiedichte beträgt rund 9,2 kWh je Liter und liegt damit zwischen Benzin mit 8,6 kWh/l und mineralischem Dieseloel mit 9,6 kWh/l.
Reines Pflanzenöl besteht ueberwiegend aus reinen Kohlenwasserstoffen und ist schwerer entflammbar als Diesel. Die Zündwilligkeit (Cetanzahl) ist allgemein eingeschraenkt, da bei normalen Aussentemperaturen das Pflanzenöl von der Einspritzdüse nur unzureichend im Brennraum vernebelt wird. Aufgrund seiner höheren Viskosität, die bei sinkender Temperatur noch weiter ansteigt, erhöht sich der Durchflusswiderstand in den Kraftstoffleitungen, der Einspritzpumpe und den Einspritzdüsen gegenüber dem von Dieselkraftstoff.
Im Gegensatz zu Biodiesel ist Pflanzenöl nicht giftig. Die Gefahr von Grundwasserverseuchungen, die von herkoemmlichen Kraftstoffen im Falle des Gelangens ins Erdreich ausgeht, spielen bei reinem Pflanzenöl keine Rolle, da es vollkommen biologisch abbaubar ist. Auch die Brandgefahr ist zu vernachlaesigen, da es durch einen Flammpunkt von über 250 °C bei Normaltemperatur kaum entflammbar und nicht explosiv ist. Eine Lagerung in offenen Behaeltern, selbst in Garagen oder Wohnraeumen, ist prinzipiell möglich, da es nur lebensmittelrechtlichen Bestimmungen unterworfen ist und somit auch in groesseren Mengen ohne gesetzliche Auflagen gelagert werden kann.
Gebrauchtes Pflanzen-Öl (z.B. aus Fritteusen) ("Alt-Pflanzenöl") wird jedoch als grundwassergefaehrdende Substanz kategorisiert. Zu seiner Lagerung und Verarbeitung werden Doppelbehaelter verwendet bzw. Behaelter mit Sicherheits-Wanne.
Die Eigenschaften des Pflanzenöls unterscheiden sich je nachdem aus welcher Pflanze sie gewonnen wurden, so ist
z.B. Leindotteroel laenger fluessig als Rapsöl. Während für Dieselkraftstoffe einheitliche Qualitaetsstandards gewaehrleistet werden können, ist dies bei Pflanzenöl nicht so einfach. Es liegt nicht als genormte Flüssigkeit vor und es existiert kein globaler Markt, der sich auf zentrale Tanklager stuetzt. Obwohl Leindotteroel bessere Eigenschaften hat, ueberwiegt der Anteil des Rapsoels. Dies ist hauptsaechlich auf politische Entscheidungen zurueckzufuehren.

Qualitätsstandard

Um für das sehr häufig verwendete Rapsöl einheitliche Qualitaetsstandards zu schaffen, hat als Richtwert am 23. Mai 2000 der "LTV-Arbeitskreis Dezentrale Pflanzenoelgewinnung, Weihenstephan" einen "Qualitätsstandard für Rapsöl als Kraftstoff (RK-Qualitätsstandard)" formuliert. Dieser wird von der DIN 51605 Rapsölkraftstoff abgeloest. Diese DIN ist ein Entwurf mit folgenden Vorgabewerten:

Eigenschaften / Inhaltsstoffe Einheit Grenzwerte Pruefverfahren
min max
Dichte bei 15°C kg/m³ 900 930 DIN EN ISO 3675, DIN EN ISO 12185
Flammpunkt nach P.-M. °C 220 - DIN EN 2719
Heizwert kJ/kg 36 000 - DIN 51900-1, -2, -3
Kinematische Viskosität bei 40°C mm²/s - 36,0 DIN EN ISO 3104
Kaelteverhalten - - - Rotationsviskosimetrie
(Pruefbedingungen werden erarbeitet)
Zündwilligkeit (Cetanzahl) - 39 - (Pruefverfahren wird entwickelt)
Koksrueckstand Masse-% - 0,40 DIN EN ISO 10370
Iod-Zahl g/100g 95 125 DIN EN 14111
Schwefelgehalt mg/kg - 10 DIN ISO 20884 / 20864
Gesamtverschmutzung mg/kg - 24 DIN EN 12662
Saeurezahl mg KOH/g - 2,0 DIN EN 14104
Oxydationsstabilitaet bei 110°C h 6,0 - DIN EN 14112
Phosphorgehalt mg/kg - 12 DIN EN 14107
Magnesium und Calcium mg/kg - 20 DIN EN 14538
Aschegehalt Masse-% - 0,01 DIN EN ISO 6245
Wassergehalt Masse-% - 0,075 DIN EN ISO 12937
Diese Werte stellen bisher eine Entwurfs-Norm dar
  Der Volumenverbrauch und die Leistungscharakteristika sind bei beiden (?) Kraftstoffen annaehernd gleich.
Pflanzenöl verbrennt jedoch etwas "weicher", da die Verbrennung langsamer ablaeuft.

Verbreitung und Kosten von Rapsöl

In Mitteleuropa gibt es nach verschiedenen Schaetzungen mehrere tausend Fahrzeuge, die mit Pflanzenöl fahren. Das Öl ist mit einem Einzelhandelspreis von 0,75 €/l (Stand Ende 2004) preiswerter als Diesel und Biodiesel. Der Preis liegt seit einigen Jahren etwa 20 - 25 % unter dem Diesel-Preis, so dass sich die Investition in den Motorumbau langfristig rentiert. Es gibt allerdings bis jetzt kaum Tankstellen und nur wenige Lieferanten, die Pflanzenöl in für die Betankung gaengigen Mengen anbieten. Die Alternativen, wie das Tanken von „Salatoel“ aus 1-Liter-Flaschen des Einzelhandels ist ueberall möglich, jedoch unkomfortabel. Viele Pflanzenoelfahrer haben sich daher einen Vorratsbehaelter mit Pumpe zu Hause angeschafft. Eine übliche Groesse ist etwa 1 m³. Da die Tanks keinen besonderen Sicherheitsanforderungen genuegen müssen, sind sie bereits für rund 100 € erhältlich. Für landwirtschaftliche Erzeuger ist Rapsöl preiswerter als Agrardiesel. Bereits 2001 war ein mit 5,6 Mio. DM vom Verbraucherschutz-Ministerium gefoerdertes Programm gestartet worden, 100 Ackerschlepper auf Pflanzenöl umzuruesten und Betriebserfahrungen zu sammeln. Das Projekt wurde vom Institut für Energie- und Umwelttechnik der Universitaet Rostock betreut.
Die Kosten (inkl. MWSt.) für eine Umrüstung betragen je nach Methode von 360 € (1-Tank) bzw. 1.500 € (2-Tank) bis 4.000 € pro Motor bzw. Fahrzeug oder stationaerem Aggregat. Für Selbsteinbauer sind Sets ab 260 € (1-Tank) bzw. 600 € (2-Tank) erhältlich. In einigen Regionen werden auch oeffentliche Foerderungen bis zur Haelfte der Nettoumbaukosten angeboten.

ökologische und wirtschaftliche Auswirkungen

Pflanzenöl als Kraftstoff ist ein Teil in der Vielfalt der erneuerbaren Energien. Insgesamt kann die Nutzung von Pflanzenöl als Kraftstoff heute nur einen relativ geringen Beitrag zur Deckung des weltweiten Energiebedarfs leisten. In Deutschland werden jaehrlich etwa 140 Millionen Tonnen Mineralölprodukte verbraucht. Es werden 3,5 Millionen Tonnen Rapssaat produziert, davon 3/4 zu Speisezwecken. Daraus werden etwa eine Million Tonnen Rapsöl gepresst. Mit dieser Menge lässt sich nur weniger als ein Prozent des Mineralöls ersetzen. In Deutschand beträgt die landwirtschaftlich genutzte Flaeche 191.000 km² [Quelle: Statistisches Bundesamt, 2001]. In der mitteleuropaeischen Klimazone sind oelertraege von etwa 1,5 Tonnen Öl pro Hektar möglich. Damit besteht theoretisch die Möglichkeit, bis zu 19 Millionen Tonnen Pflanzenöl jaehrlich zu gewinnen und damit knapp 15% des Mineralöls durch Pflanzenöl zu ersetzen. Zudem ist ein Fruchtwechsel erforderlich, was eine jaehrliche Nutzung der gleichen Flaechen ausschliesst. Global gesehen sind die Möglichkeiten etwas günstiger, wenn auch andere oelpflanzen genutzt werden. So kann die afrikanische oelpalme 10.000 Liter Pflanzenöl pro Hektar und Jahr liefern. Rein rechnerisch wuerden 12% der Gesamtflaeche Afrikas oder 2% der weltweiten Landfläche ausreichen, um den derzeitigen weltweiten Erdoelbedarf zu ersetzen. Ein Anbau in solchen Ausmassen waere allerdings mit der Gefahr der Entstehung grosser Monokulturen verbunden. Diese Flaechen gingen zwar für die Lebensmittelproduktion und Tierhaltung der einheimischen Bevoelkerung weitgehend verloren, jedoch ergeben sich deutlich bessere Einkommensmoeglichkeiten für die einheimische Bevoelkerung, was wiederum Armut und Hunger weitgehend zurueckdraengen wuerde. Pflanzenöl kann nahe dem landwirtschaftlichen Erzeuger mit relativ einfachen Mitteln auch von kleinen oelmuehlen hergestellt werden. Bei verstärkter Nachfrage bietet sich die Rekultivierung stillgelegter Agrarflaechen an. Der Transportweg vom Erzeuger zum Verbraucher ist vergleichsweise kurz. Selbst das Nebenprodukt der Erzeugung, der Öl- oder Presskuchen, ist als hochwertiger Eiweiss- und Energieträger in der Tiermast verwendbar. Befürworter sehen dies als eine bessere Alternative an, als Flaechenstillegungen zu finanzieren. Dagegen sind die meisten Rohstoffvorkommen weit von den Hauptverbrauchern, den Industrielaendern, entfernt. Viele bedeutende Erdoelfelder befinden sich in oder nahe bei Krisenregionen. Politische Interessen können die Versorgung empfindlich stoeren und die Preisgestaltung negativ beeinflussen. Eine oekonomisch sinnvolle Produktion ist fast nur durch Grossbetriebe und internationale Konzerne möglich. Trotzdem waren Mineralöle ohne den Steueranteil bisher deutlich billiger als Pflanzenöl.
Der Einsatz von naturnah produzierten Energietraegern führt grossraeumig und langfristig gesehen zu einer geringeren CO2-Belastung im Vergleich zum Erdöl. Das bei der Verbrennung entstehende Kohlendioxid wird von den nachwachsenden Erzeugerpflanzen wieder aufgenommen und in neue Energie umgesetzt. Im Hinblick auf sich erschoepfende fossile Ressourcen erlangen in Zukunft Rohstoffe für die Energiebereitstellung als auch für die chemische Industrie, die verstaerkt von der Landwirtschaft erzeugt werden, eine groessere Bedeutung. Auch die Mineralölkonzerne berücksichtigen diese Entwicklung und investieren in entsprechende Forschungen. Schon heute zeichnet sich jedoch die Entwicklung ab, dass energetisch verwertbare Biomasse, z.B. als Brennstoff für Heizzwecke angebotenes Energiegetreide, höhere Preise erzielt als notwendige Lebensmittel. Auch eine Optimierung des Ertrages der oelpflanzen mittels Gentechnik ist wahrscheinlich, wenn auch bei vielen Verfechtern eineroekologisch orientierten Landwirtschaft sehr umstritten. Die Energiebilanz bei der Herstellung pflanzlicher Öle ist günstiger als bei der Raffination mineralischer Kraftstoffe. Fossile Energiequellen sind jedoch zur Zeit immer noch ausreichend verfügbar. Eine bewaehrte Foerder- und Transportlogistik und grosstechnische Produktionsverfahren bieten qualitativ sehr hochwertige Kraftstoffe zu so guenstigen Herstellungspreisen an, die von Erzeugnissen aus oelpflanzen derzeit nicht erreicht werden können. Lediglich die unterschiedliche Steuerbelastung machen einige alternative Kraftstoffe für den Verbraucher interessant. Die Versorgung mit Mineralölen ist rund um die Uhr mit einem engmaschigen Tankstellennetz gewaehrleistet. Für jedes Fahrzeug ist der passende Kraftstoff verfügbar.
Die Nutzung von Pflanzenölen als Kraftstoff hat ökologische Vor- und Nachteile, die nicht immer gegeneinander aufgerechnet werden können. Das deutsche Umweltbundesamt meinte im Jahr 1999: "Aus Sicht des Umweltschutzes und aus oekonomischen Gruenden ist eine Foerderung des Einsatzes von Rapsöl und RME im Kraftstoffbereich auch weiterhin nicht zu befuerworten." (Lit.: Kraus u.a., S. 21)

Die Bedeutung der Anbaumethode von Raps

Eine zentrale Bedeutung sowohl für die ökologische Bilanz als auch für die Wirtschaftlichkeit des Einsatzes von Pflanzenöl ist die Anbauform. Man kann hier zwischen zwei Arten unterscheiden: Anbau in Monokultur mit mineralischen Duengemitteln Anbau in Mischkultur mit biologischen Duengemitteln Die meisten wissenschaftlichen Argumente (wie z.B. das Gutachten des UBA) basieren auf der Annahme, dass die notwendigen Pflanzenoelmengen ausschliesslich in intensiver Landwirtschaft durch Rapsanbau in Monokulturen mit hohem Duengemittel- und Pestizideinsatz erfolgen kann. Der oeffentlichkeit weniger bekannt sind seit 1997 in Bayern laufende Versuche mit Mischfruchtanbau in biologischer Landwirtschaft Link zum Projekt (http://www.mischfruchtanbau.de/) . Man versteht darunter den Anbau eines Gemisches verschiedener Feldfruechte auf dem gleichen Feld zur gleichen Zeit. Wenn dabei Blattpflanzen mit Halmfruechten, Tiefwurzler mit Flachwurzlern oder Pflanzen mit verschiedenen Naehrstoffbeduerfnissen gemeinsam auf einem Feld wachsen, ergaenzen sie sich gegenseitig. So ist z.B. ein günstiger Effekt für Leindotter oder Raps mit Erbsen, Weizen oder Gerste nachgewiesen worden. Der Mischanbau benötigt hier weniger Duenger (die Erbsen liefern den Stickstoff) und macht den Einsatz von Herbiziden gegen Unkraut unnoetig. Bei Getreide wurde aufgrund des geringerem Unkrautdrucks der gleiche Flaechenertrag mit einem hoeherwertigerem Korn mit einem zusaetzlichen Ertrag von ca. 80 bis 150 Liter Pflanzenöl pro Hektar erzielt.
Kern des biologischen Ansatzes ist die weitgehende Nutzung aller Ressourcen. Aufgrund der gegenseitigen Begünstigung der Pflanzen kann neben Pestiziden auch weitgehend auf Duengung verzichtet werden. Die Sortierung der Feldfruechte erfolgt direkt in der Erntemaschine. uebriggebliebenes Pflanzenmaterial kann als Grundlage für Faserwerkstoffe dienen oder als Biomasse zu Energie verarbeitet werden. Der aus dem Öl gewonnene Presskuchen kann als Tierfutter weiterverwendet werden und kann dann schlussendlich als Guelle zur Biogaserzeugung genutzt werden. Die ausgefaulten Rückstände können dann ebenfalls als Duenger wieder ausgebracht werden. Die Befürworter weisen hier darauf hin, dass der Anbau von oelpflanzen deren stofflich und energetisch wertvollen Nebenprodukte nicht einfach ausklammern darf. Nur so koenne die Technik ihre ueberlegenheit gegenüber dem Rohstoff Öl ausspielen Quelle (http://www.sfv.de/lokal/mails/wvf/stimmung.htm) . Eine weitere Möglichkeit bestuende laut den Befuerwortern im extensiven Anbau von Erucasaeure-reichem Naturraps,
der als Kraftstoff besser geeignet sei, als der momentan angebaute Erucasaeure-frei gezuechtete Raps (sog. OO-Sorten,
die als Zuechtungsziel die Erzeugung eines guten Speiseoels haben). Es wird weiterhin von Befuerwortern eingewandt, dass in der Diskussion andere oelpflanzensorten, die extensiv in Deutschland anbaufaehig waeren wie z.B. Sonnenblume, oelrauke, oelrettich, Ackersenf, Ruebsen, Leindotter, oellein oder Hanf gar nicht in Betracht gezogen werden.

Rapsöl Verfügbarkeit in Deutschland

Etwa 100 Lieferanten bieten derzeit preisguenstige Grossmengen von Pflanzenöl an, die ggf. noch in heimischen Tanks zwischenzulagern sind. Die Betankung mit Pflanzenöl vom Lebensmittel-Einzelhandel (Salatoelflaschen) ist zwar möglich, aber unbequem und bedingt durch die kleinen Verpackungseinheiten auch sehr abfallintensiv. Spontanbedarf kann durch normalen Diesel von der Tankstelle gedeckt werden. Pflanzenöl kann von Landwirten selbst dezentral erzeugt werden, sofern sie über eine oelpresse verfuegen. Bei weiter steigenden Kraftstoffpreisen ist zu erwarten, dass die Erzeugung von Pflanzenöl für Landwirte deutlich attraktiver wird und damit die Zahl der Tankmoeglichkeiten schnell zunimmt.

Qualität - (Rapsölkraftstoff)

Bei der Verwendung von Rapsölkraftstoff ist ebenso wie bei anderen Kraftstoffen eine gleichbleibend hohe Qualität erforderlich, um einen stoerungsarmen und umweltschonenden Motorbetrieb zu gewaehrleisten.

Im Rahmen eines Arbeitskreises unter Federfuehrung des Technologie- und Foerderzentrums (TFZ) (ehemals: Bayerische Landesanstalt für Landtechnik, Weihenstephan) wurden deshalb kraftstoffrelevante Mindestanforderungen für Rapsöl ermittelt und im "Qualitätsstandard für Rapsöl als Kraftstoff 5/2000" zusammengefasst. Auf Basis dieses RK-Qualitaetsstandards wurde die Vornorm für Rapsölkraftstoff (DIN 51605) im Fachausschuss Mineralöl- und Brennstoffnormung des Normenausschusses Materialpruefung erarbeitet.

„Rapsölkraftstoff nach Vornorm DIN 51605“ erfüllt neben allgemeinen Anforderungen folgende Qualitaetsparameter:

* Dichte bei 15 °C: 900-930 kg/m³ nach DIN EN ISO 3675 oder DIN EN ISO 12185
* Flammpunkt: min. 220 °C nach DIN EN ISO 2719
* Kinematische Viskosität bei 40 °C: max. 36,0 mm²/s nach DIN EN ISO 3104
* Heizwert: min. 36000 nach DIN 51900-1, -2, -3
* Zündwilligkeit: min. 39
* Koksrueckstand: max. 0,40 % nach DIN EN ISO 10370
* Iodzahl: 95-125 g Iod/100 g nach DIN EN 14111
* Schwefelgehalt: max. 10 mg/kg nach DIN EN ISO 20884 oder DIN EN ISO 20846
* Gesamtverschmutzung: max. 24 mg/kg nach DIN EN 12662
* Saeurezahl: max. 2,0 mg KOH/g nach DIN EN 14104
* Oxidationsstabilitaet bei 110 °C: min. 6,0 h nach DIN EN 14112
* Phosphorgehalt: max. 12 mg/kg nach DIN EN 14107
* Summengehalt an Magnesium und Calcium: max. 20 mg/kg nach DIN EN 14538
* Aschegehalt (Oxidasche): max. 0,01 % nach DIN EN ISO 6245
* Wassergehalt: max. 0,075 % nach DIN EN ISO 12937

Falls eine Vergaellung von Rapsölkraftstoff erforderlich ist, wird eine Zumischung von Rapsoelmethylester nach DIN EN 14214 bis zu einer Konzentration von maximal 2,9 Masse-% empfohlen. Eine Vergaellung von Rapsölkraftstoff mit Dieselkraftstoff ist gemäss der Vornorm DIN 51605 nicht zulaessig.

Zur Überpruefung der Qualität von Rapsölkraftstoff sind insbesondere die variablen Kennwerte: Gesamtverschmutzung, Saeurezahl, Oxidationsstabilitaet, Phosphorgehalt, Summengehalt an Magnesium und Calcium, Aschegehalt und Wassergehalt von Bedeutung, weil diese durch die Rapssaatqualitaet, den Produktionsprozess und die Lagerung entscheidend beeinflusst werden.

Rapsöl eignet sich aufgrund seines Fettsaeuremusters sehr gut für die Verwendung als Kraftstoff, da es einen niedrigen Schmelzpunkt bei gleichzeitig hoher Oxidationsstabilitaet und somit eine gute Alterungsbestaendigkeit aufweist.

 

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