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Einleitung
„Die Menschheit steht an einem entscheidenden Punkt ihrer Geschichte. Wir
erleben eine zunehmende Ungleichheit zwischen Voelkern und innerhalb von
Voelkern, eine immer groessere Armut, immer mehr Hunger, Krankheit und
Analphabetentum sowie eine fortschreitende Schaedigung der oekosysteme, von
denen unser Wohlergehen abhaengt. Durch eine Vereinigung von Umwelt- und
Entwicklungsinteressen und ihre staerkere Beachtung kann es uns jedoch gelingen,
die Deckung der Grundbeduerfnisse, die Verbesserung des Lebensstandards aller
Menschen, einen groesseren Schutz und eine bessere Bewirtschaftung deroekosysteme und eine gesicherte, gedeihlichere Zukunft zu gewaehrleisten. Das
vermag keine Nation allein zu erreichen, wärend es uns gemeinsam gelingen kann:
in einer globalen Partnerschaft, die auf eine nachhaltige Entwicklung ausgerichtet
ist.“ Dieses Zitat aus den Agenda 21 Praeambel der Umweltkonferenz von 1992 in Rio de
Janeiro zeigt, dass es an der Zeit ist für jeden von uns seinen Beitrag für die Umwelt
zu entrichten. Seit dem 27.10.1994 [2] steht der Schutz der Umwelt als Staatsziel in
der Verfassung (Art. 20 a GG). Dieser Schritt ist das Ergebnis der letzten 15-20
Jahre, in denen die Umweltbewegung immer mehr an Bedeutung gewann. Ein
Bestandteil der heutigen Umweltproblematik sind die Treibhausgase, die für die
Klimaveraenderungen verantwortlich sind. Das am meisten produzierte Treibhausgas
ist dabei das Kohlendioxid. Dieses entsteht hauptsaechlich bei der Verbrennung von
Kohle und Erdöl. Die Verminderung der Kohlendioxid-Emissionen ist also direkt mit
einer Verminderung der Verbrennung dieser Produkte verbunden. Ein Ersatz für die
Verbrennung von Kohle und Erdöl können nachwachsende Rohstoffe sein. Hierbei
handelt es sich hauptsaechlich um Holz und holzaehnliche Produkte, sowie um Öle
und Fette die aus Pflanzen und Tieren gewonnen werden. Diese Öle und Fette
werden heute in der Hauptsache für die Lebensmittelindustrie angebaut und
hergestellt. Dass sich diese Öle und Fette grundsaetzlich für die Verbrennung in
Dieselmotoren eignen, ist bekannt und wird auch heute in zwei verschiedenen
Grundgedanken verwirklicht.
Der erste Grundgedanke befasst sich dabei mit einer Anpassung des Kraftstoffes an
den Motor. Darunter wird eine chemische Veraenderung (umestern) der Öle und Fette verstanden. Durch diese Umrüstung wird hauptsaechlich eine Verringerung der
kinematischen Viskosität auf das Niveau von Dieselkraftstoff erreicht und weiterhin
wird die Zuendfaehigkeit des Kraftstoffes gesteigert. Dieser veraenderte
Pflanzenkraftstoff wird hier in Deutschland unter dem Namen Biodiesel vertrieben
und in den meisten Faellen aus Rapsöl ( 1 Rapsoelmethylester/RME) gewonnen.
Die zweite Möglichkeit einen Dieselmotor mit Pflanzenkraftstoffen zu betreiben, ist
eine Anpassung des Motors an den Kraftstoff. Darunter wird die konstruktive
Anpassung des Dieselmotors an die Beduerfnisse des Pflanzenkraftstoffes
verstanden. Ein Beispiel dafuer ist der Elsbett-Motor.
Das Pflanzenöl-Motorkonzept des Georg Lohmann, das in dieser Diplomarbeit die
Hauptrolle spielt, versucht die Vorteile der einzelnen Möglichkeiten zu verknuepfen.
Für den Erfinder standen ökologische Vorteile durch die Verwendung von
nachwachsenden Rohstoffen, bauliche Einfachheit, Funktionalitaet und
Wirtschaftlichkeit bei der Entwicklung seines Pflanzenöl-Motorkonzeptes im
Vordergrund.
Der Grundstein für die bauliche Einfachheit sollte durch die Verwendung eines
unveraenderten Dieselmotors gewaehrleistet werden. Die Veraenderungen, die an den
Fahrzeugen vorgenommen wurden, beschraenkten sich daher auf die Tank- und
Kraftstoffaufbereitungsanlage. Das hat den Vorteil, dass ein Serienmotor eine sehr
hohe Fertigungsgenauigkeit und daraus resultierend eine hohe Lebensdauer hat.
Nachteilig an der Verwendung eines unveraenderten Serienmotors ist, dass dieser für
den Dieselkraftstoff-Betrieb optimiert ist. Dieser Nachteil wurde durch eine
Anpassung des Pflanzenkraftstoffes an den Dieselmotor versucht auszugleichen.
Diese Anpassung erfolgt hierbei nicht mit einer Umrüstung, sondern durch die
Erhöhung der Kraftstofftemperatur. Diese Erhöhung der Temperatur hatte - wie die
Umrüstung - die Verminderung der kinematischen Viskosität des Pflanzenkraftstoffes
zur Folge. Weiterhin wurde durch die Erhöhung der Kraftstofftemperatur
die Zuendfaehigkeit erhöht.
Die Funktionalitaet dieses Pflanzenöl-Motorkonzepts sollte sich nicht wesentlich von
dem eines gewoehnlichen Dieselmotors unterscheiden. Der groesste Nachteil im Sinne
der Funktionalitaet beim Betrieb eines Dieselmotors mit unveraendertem Pflanzenöl ist
das Kaltstartverhalten. Dieses Problem wurde, durch die Verwendung von
Dieselkraftstoff oder RME als Startkraftstoff, umgangen.
Die Wirtschaftlichkeit dieses Pflanzenöl-Motorkonzepts beruht nicht nur auf dem
geringeren baulichen Aufwand durch die Verwendung eines Serienmotors, sondern
wird auch durch die Verwendung von Altmaterialien als Kraftstoff unterstrichen.
Hierbei stehen alte Fritier- und Bratfette im Vordergrund. Aber auch viele andere
pflanzliche und tierische Öle und Fette können verwendet werden. Als Beispiel waere
hier vom Haltbarkeitsdatum her abgelaufene Speiseoele und –fette oder Öl und Fett
aus ausgekochten Tierkadavern zu nennen. Diese gebrauchten Öle und Fette sind
im Ankauf wesentlich günstiger als neues Pflanzenöl, RME oder Dieselkraftstoff.
Nachteilig an diesen Altmaterialien sind die moeglichen Inhaltsstoffe wie z.B. Salz,
Kohlehydrate, Stärke, Wasser und Eiweiss und die damit verbundene teilweise
erforderliche Aufbereitung.
uebersetzung der AGENDA 21
Konferenz der Vereinten Nationen für Umwelt und Entwicklung
Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit
1992 (liegt auf der CD als Dokument bei)
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