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Biokraftstoff - Pflanzen Rohstoffe Produkte

Haben wir genug Biomasse?

Um die Produktion von Biokraftstoffen deutlich zu erhoehen, müssen die dafuer notwendigen Energiepflanzen kuenftig auf sehr viel mehr Flaechen angebaut werden als heute. Bedenken, ob diese Flaechen ausreichend zur Verfuegung stehen und ob der Anbau nicht die Nahrungsmittelproduktion einschraenken wird, sind zurzeit jedoch unbegruendet. Die Produktivitaet unserer Landwirtschaft nimmt seit Jahrzehnten stetig zu, ein Trend, der auch in Zukunft anhalten wird.

Gleichzeitig sinkt die Bevoelkerung in Deutschland. Dadurch wird von den hierzulande knapp zwoelf Millionen Hektar landwirtschaftlicher Ackerflaeche ein immer groesserer Anteil für die Non-food-Produktion, also den industriellen und energetischen Sektor, frei. 2004 wurden Energiepflanzen – vor allem Raps für die Biodieselproduktion, aber auch Roggen für Bioethanol – bereits auf ca. 780.000 Hektar angebaut. Schaetzungen über die zukuenftig für den Energiepflanzen-Anbau zur Verfuegung stehenden Flaechen gehen für das Jahr 2030 von gut vier Millionen Hektar aus.
Bei der Biomasseproduktion für Kraftstoffe versprechen darüber hinaus neue Anbau- und Ernteverfahren wie der Mischfruchtanbau und die Zweikulturnutzung eine steigende Flaechenproduktivitaet. Diese Verfahren sind auch unter Gesichtspunkten des Natur- und Umweltschutzes interessant. Schliesslich können für bestimmte Biokraftstoffe ohnehin anfallende pflanzliche Reststoffe genutzt werden, zu denen Restholz aus der Forstwirtschaft und Landschaftspflege, Stroh, aber auch Bioabfaelle zaehlen. Experten gehen davon aus, dass in Deutschland produzierte Biokraftstoffe im Jahr 2020 einen Anteil von bis zu 25 Prozent an der gesamten Kraftstoffversorgung ausmachen können. Eine 100- prozentig autarke Versorgung mit pflanzenbasierten Kraftstoffen wird allerdings in den dichtbesiedelten Laendern Mitteleuropas, auch laengerfristig, kaum möglich sein. Importe von zusaetzlichen Roh- und Kraftstoffen können die heimische Erzeugung ergaenzen. Die Gefahr einer Abhängigkeit von wenigen Regionen, wie sie beim Erdöl besteht, kann hier ausgeschlossen werden, da Biomasse in vielen Laendern produziert werden kann. Zudem unterliegt Biomasse als quasi unendliche Ressource im Gegensatz zu fossilen Rohstoffen nicht einer stetigen Verknappung. Sichergestellt werden sollte aber auch bei Importen, dass die Standards der Nachhaltigkeit bei der Produktion und Verarbeitung gewaehrleistet bleiben. Insgesamt ist das jaehrliche Biomasse-Aufkommen weltweit um ein Vielfaches groesser als der gesamte menschliche Energiebedarf.
Grosse Anteile der Biomasse befinden sich jedoch in abgelegenen Regionen und sind insofern nicht oder nur bedingt nutzbar. Neben dem begrenzten Flaechenangebot gibt es einen weiteren Faktor, der die Produktion von Biokraftstoffen limitieren kann: Kraftstoffe stellen nicht die einzige Nutzungsform von Biomasse dar. Auch in der Wärme- und Stromerzeugung gibt es technisch ausgereifte und etablierte Verfahren wie Holzfeuerungs- und Biogasanlagen. Und auch die stoffliche Nutzung meldet steigenden Bedarf an nachwachsenden Rohstoffen an, zum Beispiel als Bau- und Werkstoffe oder als Ausgangsstoffe für die chemische und pharmazeutische Industrie. Im Gegensatz zum Verkehrssektor stehen für die Strom- und Waermeerzeugung aber auch andere erneuerbare Energiequellen zur Verfuegung: Windkraft-, Wasserkraft- und Photovoltaikanlagen können Strom, Solarthermie-Anlagen Wärme und geothermische Kraftwerke beides produzieren. Das langfristige Ziel ist eine vollstaendig regenerativ versorgte Gesellschaft, deshalb gilt es, für alle Bereiche des Energieund Stoffbedarfs fruehzeitig möglichst viele Optionen zu entwickeln.

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