Nachwachsende
Rohstoffe als Treibstoff
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Biokraftstoffe & Energie aus Biomasse
Auszuege aus dem UFOP-Bericht 2004/2005
Der Anbauflaechenumfang für die Produktion
von Raps als nachwachsender
Rohstoff ist im Berichtsjahr erneut
gestiegen. Zur Deckung der steigenden
Rohstoffnachfrage hatte die UFOP wie
in den vergangenen Jahren vor der
Aussaat die Erzeuger über die Marktund
Preisperspektiven mit dem Ergebnis
informiert, dass der Gesamtanbau
von Raps gegenüber dem Vorjahr von
1,283 Mio. ha auf 1,345 Mio. ha ausgedehnt
wurde und damit das Anbauflaechenniveau
von Wintergerste erreicht.
Für eine kontinuierliche Rohstoffversorgung
sind darüber hinaus
stabile Ertraege auf möglichst hohem
Niveau erforderlich. Verglichen mit
dem mehrjaehrigen Ertragsdurchschnitt
1999/2004 in Hoehe von 34,5 dt/ha,
konnte mit 38 dt/ha zur Ernte 2005
erneut ein ueberdurchschnittlicher
Ertrag bei einer Gesamterntemenge von
knapp 5 Mio. t das hohe Vorjahresniveau
in Hoehe von 5,3 Mio. t zwar
nicht ganz erreicht, aber immerhin das
zweithoechste Erntergebnis in der Geschichte
des deutschen Rapsanbaus
eingefahren werden.
Anbaurekord bei nachwachsenden
Rohstoffen
Mit einer geschaetzten Gesamtanbauflaeche
von mehr als 1,3 Mio. ha ist der
Anbauumfang um ca. 430.000 ha gegenüber
dem Vorjahr geradezu sprunghaft
auf ca. 11,8 % der Ackerflaeche
angestiegen. Die Anbauflaechenentwicklung
dominiert wie in den Jahren
zuvor der Rapsanbau zur Herstellung
von Biodiesel. Grundlage für die Flaechenschaetzung
sind die statistischen
Angaben der Bundesanstalt für Landwirtschaft
und Ernaehrung (BLE) sowie
ein erwarteter Biodieselabsatz in Hoehe
von 1,5 Mio. t bis Ende 2005 (Vorjahr:
1,1 Mio. t). Die Absatzentwicklung bei
Bioschmierstoffen und in der Oleochemie
stagniert dagegen auf vergleichsweise
niedrigem Niveau in Hoehe von
45.000 bzw. geschaetzten 120.000 t.
Aufgrund des wieder auf 10 % angehobenen
Flaechenstilllegungssatzes stieg
der Anbau auf der Stilllegungsflaeche
auf 370.000 ha und damit moderat um
20.000 ha verglichen mit dem bisherigen
hoechsten Anbauumfang im Jahr
2002 an. Offensichtlich wird inzwischen
regional beim Rapsanbau die
Fruchtfolgegrenze erreicht. Dagegen
nimmt die Bedeutung der Nutzung der
Energiepflanzenpraemie zur Kontraktbindung
zu. Wurden im Vorjahr zur
Sicherung der Rohstoffversorgung
Vertraege über etwa 81.000 ha abgeschlossen,
wurde zur Ernte 2005 die
Energiepflanzenflaeche um 41.000 ha
auf 122.000 ha ausgedehnt. Die Rapserzeuger
sind also der Empfehlung der
UFOP gefolgt, die Energiepflanzenpraemie
(45 EUR/ha) in Anspruch zu nehmen.
Der Kontraktumfang beim Anbau von nachwachsenden Rohstoffen auf
Stilllegungsflaechen sowie der Flaechenumfang
für den Anbau von Energiepflanzen
in anderen Mitgliedsstaaten
hat ebenso erheblich zugenommen. In
den anderen Mitgliedsstaaten, vorrangig
Grossbritannien und Frankreich,
umfasst der Nawaro-Anbau inzwischen
49.000 ha und der Anbau von Energiepflanzen
82.000 ha. Es verstaerkt sich
folglich der Trend in den in Europa
bedeutenden Rapsanbaugebieten, die
Rohstoffversorgung für die sich hierzulande
rasch entwickelnde Biodieselindustrie
abzusichern.
„Ost-West-Gefaelle“ beim
Energiepflanzenanbau
Der Berufsstand sieht allerdings seine
Erwartungen bestaetigt, dass sich insbesondere
der Energiepflanzenanbau auf
die landwirtschaftlich gross strukturierten
Regionen konzentriert. Mit 176.735
ha wurden etwa 73 % der Energiepflanzenanbauflaeche
in den oestlichen Bundeslaendern
vertraglich gebunden. Gruende
sind zum einen die raeumliche Naehe
zu den Bioethanolherstellern, die Minimierung
der Erfassungs- und Transportkosten
aber auch die Tatsache, dass in
Brandenburg die Roggenverwertung über die Bioethanolproduktion in Fahrt
kommt und nach Wegfall der Interventionsmoeglichkeit
dieser Verwertungsweg
vor dem Hintergrund der auf etwa 0,5
Mio. t wachsenden Bioethanolkapazitaet
rasch an Bedeutung gewinnen wird.
In Westdeutschland wurden 5.120 Vertraege über 65.405 ha (durchschnittlich
12,8 ha je Vertrag) und in den oestlichen
Bundeslaendern dagegen nur 2.012
Vertraege über 176.735 ha (durchschnittlich
87,8 ha je Vertrag) abgeschlossen.
Die Gesamtflaeche von
243.000 ha Energiepflanzenanbau entspricht
einem zusaetzlichen Beihilfevolumen
von ca. 11 Mio. Euro für die landwirtschaftlichen
Betriebe. Die Bedeutung
des Anbaus nachwachsender Rohstoffe
für die Betriebe in den oestlichen
Bundeslaendern wird ebenfalls bei einem
Vergleich des jeweiligen Anbauumfangs
deutlich. 176.686 ha oder 48 % der
nachwachsenden Rohstoffe auf Stilllegungsflaechen
wurden zur Ernte 2005 in
den oestlichen Bundeslaendern angebaut.
Zwar belegt die Anbauentwicklung,
dass sich offensichtlich Landwirtschaft,
Agrarhandel und Erstverarbeiter
auf die vorgegebenen Rahmenbedingungen
für die Vertragsabwicklung
und Rohstofferfassung als Voraussetzung
für den Erhalt der Energiepflanzenpraemie
eingestellt haben, die UFOP
und der Deutsche Bauernverband halten
jedoch an ihrer Forderung fest,
dass der Verwaltungsaufwand im Rahmen
der GAP-Reform reduziert werden muss. Wiederholt hat die Kostenueberwaelzung
zur Kompensation der Mehrkosten
des Verwaltungsaufwandes zu erheblichem
Unmut bei den Erzeugern
gefuehrt. UFOP und DBV fordern daher
weiterhin, dass die Mitgliedstaaten
ermaechtigt werden müssen, auf nationaler
Ebene ein plausibles Verwaltungskonzept
zu entwickeln, das den Anforderungen
der beteiligten Wirtschaftskreise,
aber auch der EU-Kommission im
Hinblick auf die erforderlichen Kontrollmassnahmen
Rechnung traegt. Angesichts
der stark expandierenden Biokraftstoffindustrie
in der Europaeischen
Union ist daran zu erinnern, dass die
Gewaehrung der Energiepflanzenpraemie
in Hoehe von 45 EUR/ha an eine max.
Anbauflaeche von 1,5 Mio. ha gebunden
ist. Angesichts der volatilen Preisentwicklung
an den Rohstoffmaerkten ist
allerdings einzelbetrieblich zu pruefen,
ob ein Vertragsanbau in jedem Fall
sinnvoll ist.
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