« letztes Kapitel | zurück zur Übersicht | nächstes Kapitel »
Biokraftstoff - Pflanzen Rohstoffe Produkte
Biokraftstoffe sind nichts völlig Neues.
Bereits 1912 testete Rudolf Diesel den Einsatz von Erdnussoel in einem Diesel- Motor – mit Erfolg. Schon damals prognostizierte er: „Zwar mögen pflanzliche Öle gegenwaertig für eine technische Nutzung unwichtig sein. Aber im Laufe der Zeit koennten sie durchaus die gleiche Bedeutung erlangen, die unseren heutigen Erdöl- und Kohleteer-Produkten zukommt.“ Tatsächlich werden Pflanzenöle heute als Reinkraftstoff oder als Rohstoff für Kraftstoffe eingesetzt.
Eine historische Kurzvorstellung gab das Holzvergaser-Auto in Deutschland. Als wärend des zweiten Weltkriegs Erdöl schon einmal sehr knapp geworden war, rüstete man Personen- und Lastkraftwagen erfolgreich auf Holzgasbetrieb um.
Den Holzvergaser fuehrten diese Fahrzeuge mit sich, für 100 Kilometer brauchten sie etwa 15 kg Holz. Heute waeren solche Autos zu unpraktisch und ineffizient, doch mit Holz als Ausgangsbasis für Kraftstoffe verknuepfen sich erneut grosse Hoffnungen.
Warum Biokraftstoffe
Noch nie war die Menschheit so mobil
wie heute. Mobilitaet ist einer der zentralen
Pfeiler der modernen Gesellschaft.
Warenstroeme in und aus aller Welt sorgen
für einen hohen Lebensstandard,
das eigene Auto ist Sinnbild für Freiheit
und Lebensqualitaet. Doch das Zeitalter
des Verkehrs steht auf einem wackligen
Fundament. Denn die Antriebsenergie
für unseren bestaendig wachsenden
Fuhrpark – immerhin 28 Millionen Tonnen
Diesel und 27 Millionen Tonnen
Ottokraftstoffe verfahren wir jedes Jahr
auf deutschen Strassen – wird aus Erdöl
gewonnen. Doch die Vorraete an Erdöl,
das wie Kohle und Erdgas zu den fossilen
Energiequellen zählt, sind begrenzt– Alternativen zu entwickeln ist ein Gebot
der Vernunft.
Wann der letzte Tropfen Erdöl aus den
Pipelines fliesst, kann niemand genau
sagen. Einig sind sich die meisten Experten
jedoch darüber, dass das billige Erdöl
knapp wird, und zwar schon jetzt. Gleichzeitig
wird das „schwarze Gold“ weltweit
immer staerker nachgefragt. Zu dem unvermindert
hohen Verbrauch durch die
Industrienationen gesellt sich mehr und
mehr auch der Bedarf der bevoelkerungsreichen
und energiehungrigen Schwellenlaender
Asiens und Suedamerikas. Die Folgen
der Verknappung spiegeln sich nicht
zuletzt in deutlich steigenden Rohoelpreisen
wider. Zudem konzentrieren sich die bedeutendsten oelvorkommen in wenigen,
zumeist als politisch instabil geltenden
Regionen.
Sorgen bereitet den Fachleuten aber nicht
nur die Verknappung der oelvorkommen.
Auch die Verstaerkung des Treibhauseffekts
und die damit verbundene Erwaermung
der Erdatmosphaere setzen Grenzen,
deren ueberschreiten in kaum vorhersagbare
Veraenderungen von Klima und
Lebensbedingungen auf der Erde muendet.
Hervorgerufen werden diese anthropogenen
Einflüsse durch die von der Verbrennung
fossiler Rohstoffe verursachten
Emissionen von Kohlendioxid und anderen
Treibhausgasen.
Dass wir Alternativen zu den fossilen
Energietraegern benoetigen, ist im Grundsatz
also unumstritten. Während aber
erneuerbare Energien bei der Waermeund
Stromerzeugung inzwischen schon
erhebliche Marktanteile erreicht haben,
werden Kraftstoffe heute noch fast vollstaendig
aus Erdöl gewonnen. Zudem
steigerte der Verkehrssektor, noch vor
den privaten Haushalten und der Industrie
Deutschlands groesster Energieverbraucher,
den Ausstoss von Klimagasen seit 1990
entgegen dem Trend um zehn Prozent,
wenngleich auch hier inzwischen eine
Trendwende eingetreten ist.
Biokraftstoffe aus Pflanzenölen, Getreide,
Holz und anderen nachwachsenden
Rohstoffen, so zeichnet es sich ab, bieten
Alternativen und werden kuenftig massgeblich
zu einer nachhaltigen Mobilitaet
beitragen. Im Verkehrsbereich offerieren
pflanzliche Rohstoffe aus heutiger Sicht
die wichtigste technisch erprobte und
schnell umsetzbare Option, fossile Energieträger
zu substituieren. Denn Wasserstoff
wird voraussichtlich fruehestens in
zwei bis drei Jahrzehnten marktrelevante
Anteile erreichen. Erdgas ist, da fossilen
Ursprungs, keine dauerhaft nutzbare
und klimaschonende Energiequelle.
Neben dem Einsatz alternativer Kraftstoffe
muss der Verbrauch fossiler Energieträger
auch durch effizientere Nutzungskonzepte
reduziert werden. Der Einspar-Strategie
wird neben den Biokraftstoffen in den
naechsten Jahren groesste Bedeutung zukommen.
Umfangreiche Marktpotenziale
und vertretbare Kosten gekoppelt mit
den bestehenden Steuererleichterungen sprechen dafuer, dass Biokraftstoffe ihre
Möglichkeiten auch ausreizen werden.
Bei der Entwicklung erneuerbarer Kraftstoffe
spielt Deutschland, das bei Öl und
Gas fast vollstaendig von Importen abhaengig
ist, schon jetzt weltweit eine Vorreiterrolle.
Dank einer sehr erfolgreichen
Kooperation von Wissenschaft und Industrie
und erheblicher Unterstuetzung
durch Politik und Verbaende ist es bereits
gelungen, alternative Kraftstoffe in merklichem
Umfang in den Markt einzufuehren.
Darueber hinaus werden zurzeit die
Voraussetzungen für gaenzlich neue Kraftstoffkonzepte
auf pflanzlicher Basis geschaffen,
die nachhaltige Mobilitaet auch
noch in fuenfzig Jahren versprechen.
« letztes Kapitel | zurück zur Übersicht | nächstes Kapitel » |