Auto Technik Lexikon - Technik und Treibstoffe
Zylinderkopfdichtung
Die Zylinderkopfdichtung ist ein eminent wichtiges Bauteil in fast jedem Verbrennungsmotor.
Sie dichtet vier Medien gegeneinander ab:
• den Verbrennungsraum,
• die Motoröl-Kanaele,
• die Kühlwasser-Kanaele,
• die Umgebungsluft.
Die Zylinderkopfdichtung, kurz auch Kopfdichtung genannt, ist zumeist ein thermisch und mechanisch hoch komplexes und strapaziertes Bauteil. Ihre Herstellung ist aufgrund der teuren Werkzeuge aufwaendig.
Es gibt hingegen auch Motoren, die eine einfache Zylinderkopfdichtung verwenden: die Zweitakter mit Luftkuehlung.
Und nicht verschwiegen werden soll auch, dass es Motoren gibt, die gaenzlich ohne eine Zylinderkopfdichtung auskommen: VW Kaefer, bei dessen Motoren genau bearbeitete Passungen an den Einzel-Zylindern den Dicht-Effekt bewirken, und uralte Motorenkonstruktionen ohne Trennung zwischen Zylinder und Zylinderkopf, mit den sogenannten Sackzylindern. Diese sind jedoch wegen der Komplexitaet der Ventil-Anordnungen seit ca. 1930 ausgestorben.
Auch luftgekuehlte Dieselmotoren haben selten eine richtige Zylinderkopfdichtung. Statt desen werden der Zylinder und der Zylinderkopf "eingeschliffen". Um ein richtiges Spaltmass zu erhalten, werden Fussdichtungen (zwischen Zylinder und Motorblock) eingesetzt und/oder Stahlscheiben zwischen Zylinder und Zylinderkopf. Beispiele: die FL Motorenreihe von Deutz.
Eine defekte Zylinderkopfdichtung duerfte der verbreitetste Motorschaden sein:
• Die Verbrennungsgase gelangen in den Kühlwasser- Raum. Folge: Dampfaustritt am ueberdruckventil des Ausgleichsbehaelters.
• Das Motoröl tritt in das Kühlwasser über. Folge: braeunliche Ablagerungen im Wasserkreislauf, irgendwann Schmierverlust und Kurbelwellen-Lagerschaden o.ae.
• Das Kühlwasser gelangt in den Verbrennungsraum. Mögliche Folge: weisser Rauch. Bis hin evtl. zur Motorblockade durch Wasser, d.h. nicht komprimierbaren Verbrennungsraum-Inhalt (extrem selten).
• Die Verbrennungsgase gelangen an die Umgebungsluft. Folge: Rauchentwicklung, Gefahr von Motorbrand.
Die Montage einer neuen Zylinderkopfdichtung ist eine Arbeit, die einiges an Erfahrung und gute Anleitung voraussetzt. Den Zylinderkopf selbst muss man abbauen und wieder montieren können. Hierzu sind oftmals komplexe Vor- und Nacharbeiten zu leisten, wie die Eintaktung von Kurbel- und Nockenwelle in der richtigen Winkellage.
Die Dichtflaechen sind penibel zu saeubern und mit einem Haarlineal auf Planheit zu pruefen. Die Schrauben der Dichtflaeche müssen "ringfoermig" von innen nach aussen zumeist in mehreren Stufen nach einem festgelegten Schema mit stufig erhoehtem Drehmoment angezogen werden. Viel haeufiger werden die Schrauben "nach Winkel" angezogen.Wegen der Reibung ist der Anzug nach Drehmoment zu ungenau.
Der Zylinderkopf-Dichtungswechsel gehört also unter "Nicht-Profis" zu den "Hoechsten Weihen" im Umgang mit Kraftfahrzeugen.
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