Auto Technik Lexikon - Technik und Treibstoffe

V-Motor

Der V-Motor ist eine Bauform des Verbrennungsmotors. Die Zylinder sind dabei in zwei Reihen ("Zylinderbaenke") um Winkel zwischen 15° (Sonderfall VR-Motor von VW) und 120° (z. B. Moto Guzzi), ueblicherweise 40°...90° zueinander geneigt, und die einzelnen einander gegenüber liegenden Zylinder etwas versetzt. Die beliebtesten Winkel sind 60° und 90°. Bei V-Motoren können die Pleuel der zusammengehoerenden Zylinderpaare an derselben Kurbelwellenkroepfung (dies ist der Normalfall) oder an um die Kurbelwellenmitte gegeneinander gedrehten unterschiedlichen Kroepfungen (dies ist der Sonderfall) angelenkt sein. V-Motoren mit dem ungewoehnlichen Zylinderwinkel von 170° haben die Zuendapp-Motorradmodelle KS 600 und KS 601. Erreicht der Zylinderwinkel im Grenzfall 180°, spricht man von einem 180°-V-Motor, nicht zu verwechseln mit einem Boxermotor.

Einer der hauptsaechlichen Vorteile des V-Motors ist seine geringe Baulaenge und die halbierte Anzahl an Kurbelwellenkroepfungen - falls es sich um den Normalfall (s. o.) handelt - im Vergleich zum Reihenmotor. Ein V12 mit einer sechsfach gekroepften Kurbelwelle ist nur unwesentlich laenger als ein Reihenmotor mit sechs Zylindern. Nachteilig sind die auftretenden Massekraefte der oszillierenden Massen, vor allem bei Zylinderbankwinkeln unter 90° und bei geringen Zylinderanzahlen.

Der quer eingebaute V2 hat beide Pleuel nebeneinander auf einem Kurbelwellenzapfen gelagert, was ihm zu einer geringeren Baulaenge, ungleichmaessigen Zuendabstaenden und damit zu dem typischen Harley-Sound und dem stark vibrierenden Motorlauf infolge der hohen Massekraefte verhilft. Die japanischen Firmen Honda und Suzuki stellen aber auch V2-Motoren her, bei denen die Kurbelwelle zweimal gekroepft ist und die einen ruhigeren Lauf (und Klang) haben, aber auch geringfuegig laenger bauen.

In Personenkraftwagen sind Vibrationen und der rauhere Klang von V-Motoren als Nachteil zu werten. Oft werden in PKW V6-Motoren nur deshalb anstatt Reihenmotoren eingesetzt, weil sie kuerzer sind. Bei steigender Zylinderzahl gleichen sich die Massekraefte einzelner gegenueberliegender Zylinderpaare teilweise durch jene der anderen Zylinderpaare aus, so dass dieser Nachteil weniger ausgepraegt ist als bei geringeren Zylinderzahlen.

Oft wird zur Angabe der Zylinderanordnung eine Kurzschreibweise der Form "V6" benutzt. Hier steht "V" für die Bauform des Motors, "6" für die Anzahl der Zylinder. üblich sind V12-, V10- (hauptsaechlich in der Formel 1), V8-, V6- und V4-Motoren in PKW, V2- und (seltener) V4-Motoren bei Motorraedern.

Die Pleuel gegenueberliegender Kolben sind beim 180°-V-Motor an derselben Kroepfung angelenkt, beim Boxermotor an zwei um 180° versetzten Kroepfungen.
Ein V12-180°, wie im Ferrari Testarossa hat also sechs Kurbelwellenkroepfungen, ein echter 12-Zylinder Boxermotor (B12) hat zwoelf, und man spricht nicht mehr von einem V-Motor.

Bei einem 180°-V-Motor bewegen sich jeweils zwei gegenueberliegende Kolben im Motor immer gleichzeitig nach links oder rechts, die Massenkraefte addieren sich. Beim Boxermotor bewegen sie sich stets aufeinander zu oder voneinander weg, die Massenkraefte heben sich auf. Siehe auch die Prinzipskizze, in der das Boxermaschinenprinzip auf der linken Seite zu finden ist. Dargestellt sind die Kurbeltriebe zweier 6-Zylinder-Motoren.

Ob ein Konstrukteur 180°-V-Motor oder Boxermotor waehlt, ist auch von 2-Takt- oder 4-Takt-Verfahren abhaengig.

Eine Animation, bei welcher man die Anordnung der Zylinder gut sehen kann: auf MPG V12 Animation klicken