Auto Technik Lexikon - Technik und Treibstoffe
Steuerkette
Die Steuerkette ist ein Bauteil im Ventiltrieb von Verbrennungsmotoren. Sie verbindet die Kurbelwelle mit der Nockenwelle.
Die Nockenwelle von Verbrennungsmotoren muss beim Viertaktmotor mit der halben Kurbelwellendrehzahl angetrieben werden. Eine Steuerkette wird ueberall dort benötigt, wo die Nockenwelle(n) nicht in raeumlicher Naehe zur Kurbelwelle angeordnet ist und die Nockenwelle(n) nicht mittels anderer Maschinenelemente - wie Zahnriemen, Koenigswelle oder Zahnradkaskade - angetrieben wird.
Der Zahnriemen ist seit den 1970er Jahren nunmehr das meist verbaute Antriebselement. Koenigswellen und Raederkaskaden sind aufgrund der teuren Fertigung weitenteils dem Motorsport vorbehalten. Die Steuerkette jedoch ist seit ca. 1910 ein Standard-Bauteil in Motoren. Einzelne Hersteller halten ihr aus Gruenden der Betriebssicherheit die Treue: Mercedes- Benz z.B. lehnt grundsaetzlich den Zahnriemen ab und verbaut seit den 50er Jahren ausschliesslich Steuerketten (davor Stirnradantrieb und Koenigswelle). Wenn der Zahnriemen reisst, entsteht fast immer ein teurer Motorschaden.
Jedoch sind auch Steuerketten in gewissem Masse stoeranfaellig. Insbesondere in langen Kettenumlaeufen muss auf den freien Lauflaengen (den "Kettentrums") das Peitschen verhindert werden: ein Schwingen der Kette in der Biegerichtung. Hierzu werden Spannschienen eingesetzt: gebogene Flachstahl-Federn mit einer kettenseitigen Kunststoff-Auflage, die mit Federspannung allein, oder ergaenzt mit einer Kolben- Betaetigung unter leichtem Motoröl-Hydraulikdruck, die Steuerkette durch Druck auf die lose Seite der Kette ("Untertrum") straff halten.
Diese Steuerketten-Spannschienen sind auf laengere Sicht Verschleissteile; nach ca. 150.000 bis 300.000 km sollte man sie ersetzen. Auch das Spannsystem mit Motoroeldruck ist gelegentlich Ausfallursache. Beim Versagen des Spannmechanismus hebt die Steuerkette sich von einem der Kettenraeder ab, die Kette springt über, Kurbelwelle und Nockenwelle(n) stehen somit nicht mehr winkelrichtig zueinander, die Steuerzeiten des Ventiltriebs geraten aus dem Takt, der Motor bleibt im einfachen Fall stehen, oder im komplexen Fall kollidieren gar die Ventile mit den Kolben: Motorschaden.
Somit sollte (trotz generell geringer Probleme) bei älteren Motoren mit grosser Laufleistung auch der Steuerkette und ihren nuetzlichen Bauteilen gelegentlich ein kritischer Blick zur Pruefung und Wartung gegoennt werden.
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