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Kartografie

Kartografie ist die Wissenschaft und Technik, raumbezogene Informationen (geographische Informationen) mit analogen und digitalen Verfahren in unterschiedlichen Medien zu vermitteln und insbesondere zu veranschaulichen.

Zu den herkoemmlichen Veranschaulichungsmedien der Kartographie zaehlen die Karte als das bekannteste Medium sowie kartenverwandte Darstellungen, wie Globen, Panoramen oder Gelaendereliefs. Alte, schmuckvoll ausgestaltete Karten, aber auch die Kunstfertigkeit der Kartographen werden haeufig auch unter kuenstlerischen Aspekten betrachtet.

Moderne Veranschaulichungsmedien der Kartographie sind z.B. Bildschirme und Displays, auf denen raumbezogene Informationen durch Grafiken, Bilder, Fotos oder dreidimensionale Modelle statisch oder dynamisch angezeigt werden und mit denen Benutzer interaktiv kommunizieren können.

Kartographie lässt sich nach unterschiedlichen Kriterien einteilen. Mindestens eine Einteilung in „Theoretische Kartographie“ und „Angewandte Kartographie“ ist sinnvoll. „Angewandte (oder auch „Praktische) Kartographie“ lässt sich in „Gewerbliche Kartographie“ und „Amtliche Kartographie“ gliedern. Aber auch andere Gliederungen, z.B. nach Themenbereichen, sind möglich und gebraeuchlich.

Darstellungsgegenstaende der Kartographie sind die Erde und ihre Oberflaeche, aber auch Planeten und andere Himmelskoerper. Insbesondere die Erdoberfäche mit ihren vielfaeltigen topographischen Gegebenheiten, mit ihren geowissenschaftlichen und infrastrukturellen Sachverhalten und mit ihren sozialen, politischen und historischen Prozessen fordert die Kartographie zu großer Methodenvielfalt heraus.

Der Begriff „Kartographie“ hat sich etwa Mitte des 19. Jahrhunderts herausgebildet. Er setzt sich zusammen aus dem lateinisch-griechischen „charta“ = Urkunde und dem griechischen „graphein“ = zeichnen, beschreiben. Auch nach der Rechtschreibreform 1998 weist der Duden primaer die Schreibung des Begriffs mit „ph“ aus, lässt aber auch die Form „Kartografie“ zu. Die deutschsprachigen Nachrichtenagenturen schreiben nach ihrem Beschluss vom 10. Juni 1999 innerhalb und außerhalb des Wissenschaftsbetriebs gebrauchte Fachwoerter in ihrer alten Form. In Bezug auf „Kartographie“ haben sich die Arbeitsgemeinschaft der Vermessungsverwaltungen der Laender der Bundesrepublik Deutschland (AdV) und die Deutsche Gesellschaft für Kartographie e.V. (DGfK) dieser Regelung angeschlossen.

Die Hauptaufgabe und damit das Kernproblem der Kartographie bestehen darin, komplexe, im Originalraum - im Maßstab 1:1 - sich ereignende Phaenomene, Sachverhalte und Prozesse auf einer maßstaeblich erheblich verkleinerten Darstellungsflaeche (Kartenblatt, Bildschirm) abzubilden und zu beschreiben. Um dies sinnvoll zu ermoeglichen, müssen die Kartographen aus der Fuelle der Originaldaten die wichtigsten oder typischen auswaehlen oder zusammenfassen und für die Darstellung "generalisieren". Zur Veranschaulichung der wirklich darstellungswuerdigen Informationen dient vor allem ein System kartographischer Zeichen. Die Generalisierung der Originaldaten und die Gestaltung und Anordnung der Kartenzeichen (Signaturen) müssen so ausgefuehrt werden, dass der Benutzer des kartographischen Produkts die zu vermittelnden Informationen leicht aufnehmen und verstehen kann. Ziel ist es letztlich, vom Originalraum, z.B. einem Erdoberflaechenausschnitt, ein Modell in Form des kartographischen Produkts zu erstellen, das es dem Nutzer ermöglicht, eine Vorstellung vom Original zu gewinnen und seine im Gehirn gespeicherte kognitive Karte zu erweitern oder zu korrigieren.

Ein weiteres Problem in der Kartographie ist die Dreidimensionalitaet der Erde. Um die Erde oder einen Erdoberflaechenausschnitt in der zweidimesionalen Darstellungsflaeche einer Karte abzubilden, bedarf es deshalb besonderer Verfahren der Kartenprojektion, denen sich die mathematische Kartographie widmet.

Zur raeumlichen Festlegung (Geokodierung) der in der Karte darzustellenden Gegenstaende und Sachverhalte werden Koordinatensysteme benutzt, insbesondere geographische Koordinaten, Gauß-Krueger-Koordinaten, UTM-Koordinaten oder geozentrische Koordinaten.

Geschichte

Die Geschichte der Kartographie ist naturgemaeß mit der Geschichte der Geographie eng verbunden. Geographen waren immer auch Kosmographen oder Kartographen, auch wenn der letztere Begriff sich erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts herausgebildet hat. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts hat sich die Kartographie aus der Geographie und Geodaesie geloest und als Wissenschaft eigenstaendig entwickelt.

Urgeschichte

Aus der Zeit der Urgeschichte hat man fast nur Vermutungen und duerftige Nachrichten über Karten primitivster Art, von denen sich fast keine Spuren erhalten haben. Die bisher aelteste kartografische Darstellung fand man im Jahre 1963 im tuerkischen Çatal Hueyuek bei den Ausgrabungen einer neolithischen Siedlung. Die Wandmalerei zeigt die Siedlung um 6200 v. Chr. mit ihren Haeusern und dem Doppelgipfel des Vulkans Hasan Dağı (3.270 m).

Fruehgeschichte

Ca. 3800 v. Chr. wurde eine Karte von Nord-Mesopotamien in die so genannte Tontafel von Nuzi (auch Ga-Sur), dem heutigen Jorgan Tepe, suedwestlich von Kirkuk im Irak, geritzt. Auf der 7 cm x 7 cm großen Tontafel sind Berge, Fluesse und Staedte eingezeichnet. Die Erde schwimmt als runde Scheibe im Weltmeer.

Die zwischen 1800 v. Chr. und 1600 v. Chr. erschaffene Himmelsscheibe von Nebra ist die aelteste bekannte Himmelsdarstellung und evtl. auch die aelteste astronomische Sternkarte der Menschheitsgeschichte.

Ca. 1500 v. Chr. entstand im heutigen Italien die in einen Felsen geritzte Karte von Bedolina nahe der Ortschaft Capo di Ponte im Tal Val Camonica. Sie zeigt auf 4,16 m x 2,30 m den Plan eines Ortes sowie Tiere und Menschen.

Ebenfalls um ca. 1500 v. Chr. entstand in Babylonien ein Stadtplan von Nippur auf einer 21 cm x 18 cm großen Tontafel, die das Stadttor, Gebaeude und den Euphrat zeigt und in sumerischer Keilschrift beschriftet ist.

Aus der Zeit um 1300 v.Chr. ist eine aegyptische Papyruskarte von den nubischen Goldminenfelder erhalten. Sie stellt das Becken oestlich von Koptos mit einer Hauptstraße und dem Ammonstempel dar.

Aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. stammt eine in eine Tontafel geritzte Weltkarte, die das babylonische Weltbild als Kreis zeigt.

Antike

Der Grieche Anaximander (ca. 600 v.Chr.) soll eine Weltkarte gezeichnet haben, die aber nicht ueberliefert ist. Hekataios von Milet (ca. 500 v.Chr.), ebenfalls Grieche, hat diese für seine Aufzeichnungen und seine weiteren Arbeiten benutzt. Seine Ergebnisse sind ueberliefert und zeigen noch ein kreisfoermiges Kartenbild, auch wenn seine Aufzeichnungen bereits eine sphaerische Himmelsvorstellung dokumentieren. Zur gleichen Zeit gibt Herodot eine ausfuehrliche Beschreibung, wie eine Weltkarte im Einzelnen zu zeichnen waere. Die Grenzen seines Welthorizontes sind Nordeuropa (s.a. Hyperborea), das kaspische Meer, Westindien und im Sueden die Sahelzone. Dies entspricht in etwa dem Bild von Hekataios.

Kurz vor 200 v.Chr. gelingt es dem Griechen Eratosthenes von Kyrene auf Basis des Sonneneinstrahlwinkels sogar den Erdumfang zu berechnen. Ein kugelfoermiges Weltbild liegt zugrunde. Sein Kartenbild gibt nur noch zu 25% das zu diesem Zeitpunkt nahezu maximal ausgedehnte roemische Weltreich wieder.

Zur Zeitenwende entwarf der Grieche Strabon mit seiner 17-baendigen Geographica ein Werk, das nicht zuletzt eine Weltkarte enthielt, nicht ohne auf zahlreiche Unsicherheiten der eingearbeiteten Informationen aufgrund der Quellenlage speziell Bezug zu nehmen.

Ferner gibt es aus nachchristlicher Zeit (Original nicht erhalten, aber Inhalte der Kopien zeigen Orte ab 50 n.Chr., Gesamtheit wird auf ca. 400 n.Chr. eingestuft) die Tabula Peutingeriana, eine von West nach Ost unnatuerlich verzerrte Straßenkarte des roemischen Reichs mit Angabe der Militaerstationen und Entfernungsangaben in Meilen.

Als für die weiteren Epochen praegend sollte das Weltbild des griechischen Ptolemaeus (ca. 100 n.Chr.) werden, das ebenfalls die Ansicht der Kugelgestalt der Erde integrierte und zugleich, im Sinne einer leider falschen These, die Erde in den Mittelpunkt des Weltalls setzte. Insbesondere aber ging er, angelehnt an Poseidonios, bei seinen Arbeiten von einem Erdumfang aus, der einige tausend Kilometer zu wenig betrug. In den aeltesten Manuskripten seiner Kosmographie finden sich auch Handzeichnungen von Karten. Das Werk war jedoch im Kern ein Verzeichnis astronomischer Positionen mit den Attributen Breite und Laenge (vergleichbar mit den heutigen Leuchtfeuerverzeichnissen der Schifffahrt) dessen Fehler auf Grund der berechneten Laenge am Ostende des Mittellaendischen Meers ca. 20° und an der Gangesmuendung im oestlichen Indien schon 46° betrug. Eine faelschlicherweise zunaechst ihm zugeschriebene Weltkarte reichte im Osten bis China und im Sueden bis hinter die Mondberge welche die Quellen des Nils darstellen. Letztendlich bezog sich unter anderem Kolumbus auf darauf aufbauendes Material. Die Werke von Ptolemaeus erfuhren durch den einsetzenden Buchdruck um 1450, also nach über 1000 Jahren, noch eine dramatische Erhöhung der Auflage und dadurch eine Beschleunigung ihrer Verbreitung. Erst die verstaerkte weltweite Seefahrerei um 1500 und die Werke Mercators laeuteten eine Wende hin zu mehr Realitaetsnaehe bei der Kartografie ein.

Mittelalter

Die europaeische Kartographie des Mittelalters war, verglichen mit dem hohen Wissensstand der antiken Welt, ein bedeutender Rueckschritt, vor allem aufgrund der weitgehenden Herrschaft der Kirche auch für Angelegenheiten der Forschung. Die bereits vorhandenen Kenntnisse wurden in der islamischen Welt weitergepflegt, deren Kartographie und Mathematik spaeter wegweisend für die europaeische Kartographie der Renaissance werden sollte.

Die verschiedenen Handzeichnungen der Europaeer, meist von Moenchen angefertigt, sind allenfalls Versuche von Weltkarten (mappae mundi) nach heutiger Vorstellung. Diese waren leider auf den Irrtuemern des Ptolemaeus aufgebaut, der noch lange als unfehlbare Quelle galt, und wurden durch die Missinterpretation neuer Entdeckungen (z.B. von Marco Polo und anderer Entdecker) mit schweren Fehlern versehen. Beispielsweise rueckte Asien so weit gegen Osten, dass Kathai (China) am Ende nur noch 130° westlich von Spanien lag.

Zu dieser Kategorie von Weltkarten zaehlen:

  • die Ebstorfer Weltkarte (ca. 1235),
  • die Hereforder Weltkarte (ca. 1270),
  • die Haldinghams (im Dom zu Hereford, 14. Jahrhundert),
  • die des Marino Sanuto (1320),
  • die Florentiner Seekarte (1351),
  • die so genannte Katalunische Karte bzw. der "Katalanische Atlas" (1375), der den juedisch-mallorquinischen Kartografen Abraham und Jehuda Cresques (Vater und Sohn) zugeschrieben wird,
  • die Karte Andrea Biancos (1436),
  • die Weltkarte im Palazzo Pitti zu Florenz (1447),
  • die Weltkarte des Andreas Walsperger (1448/9)
  • sowie jene des Fra Mauro in der Biblioteca Marciana (Markusbibliothek zu Venedig, 1453).

Der Globus des Nuernberger Gelehrten Martin Behaim von 1492, auch Martin Behaims Erdapfel genannt, kann als Schlussstein dieser Periode angesehen werden. Er traegt noch alle Spuren des unvollkommenen Wissens und der Irrtuemer seiner Zeit.

Neuzeit

Fruehe Neuzeit

In diesem Zeitabschnitt machen sich die Fortschritte der Kartografie schon sehr bemerkbar. Allmaehlich vollzieht sich die Emanzipation von Ptolemaeus, die Adaption bestimmter Projektionen, die Auswechslung fabelhafter und hypothetischer Ausfuellung mit den Ergebnissen neuer Entdeckungen im Bereich des asiatischen und amerikanischen Kontinents.

Im Jahre 1507 gibt Martin Waldseemueller zusammen mit Matthias Ringmann einen Globus und eine Weltkarte sowie eine "Einführung in die Kosmografie" heraus. Auf der Karte findet sich die Kontinentbezeichnung Amerika, welche auf Draengen von Ringmann, andere Quellen benenen Waldseemuesller, aus dem Vornamen des italienischen Forschers und Geografen Amerigo Vespucci gebildet wurde. Dieser hatte wiederum mit seinen Berichten (Briefe 1497-1503, "Mundus Novus" Druck ab 1504) ein sehr solides Fundament (nur drei falscha Positionsangaben in den erhaltenen Fassungen) zur Geografie Suedamerikas abgeliefert.

Es erscheint eine ansehnliche Anzahl von Kuestenkarten (portolani), welche in Venedig, Genua, Lissabon, Mallorca und anderen Orten fast fabrikmaeßig gefertigt werden, allerdings noch mit teilweise falsch orientierten Umrissen infolge der Unkenntnis der Missweisung (Deklination) der Magnetnadel im Verhältnis zur Rotationsachse der Erde (Grundlage der Astronavigation) und mit bedeutenden Fehlern bezueglich der geografischen Laenge, welche nur nach der Schnelligkeit des Segelns geschaetzt wurde. Aus ihnen werden die Weltkarten zusammengesetzt, und es wird die Kunst des Grabstichels zu ihrer Vervielfaeltigung aufgeboten.

Auch die Kartografen des Nordmeers sind nicht untaetig, so hat unter anderem die vorangegangene Bluetzezeit der Hanse mit dazu bei getragen, dass umfangreiches Material über Meere, Haefen, Orte und Laender vorhanden ist so dass erfolgreiche Schritte zur Feingliederung des Kartenbilds der bekannten Welt gemacht werden können.

Jede groeßere Bibliothek besitzt eine Anzahl von Portolani aus jener Zeit. Seltener sind die Weltkarten, sowohl die Handzeichnungen als auch die Abdruecke der gestochenen.

In diese Suite gehoeren die Carta marina von Portugal (1504), die tuerkische Weltkarte (Karten von Piri Reis) (1513), die Weltkarten von Descelliers (1553, im Privatbesitz in Wien), Gaultier (1512), Peter Apian (1524), Diego Ribero (1529), Cabot (1544) u.a. die Globen von Schoner (1520), Mercator (1541) und dessen schon mit wachsenden Breiten konstruierte Weltkarte (1569).

So wird es möglich, dass vor und nach 1600 an die Stelle der Portolani ganze Atlanten treten, z.B. der von Mercator (gest. 1595), den dessen Soehne vollendeten, von Ortelius ("Theatrum Orbis Terrarum", 1570), Jodocus Hondius (1563-1612), Johannes Jansson (1636, 6 Baende mit 451 Karten), Willem Blaeu (1571-1638) und seinen Soehnen (372 Karten) etc. Damals waren also die Niederlaender tonangebend auf dem Gebiet der Kartografie.

Einsetzende Moderne

Fuer Deutschland sind zu nennen Johann Baptist Homann (gest. 1724) in Nuernberg (etwa 200 Karten) und Seutter in Augsburg (Atlas, Wien 1736, 50 Blatt), für Frankreich Tavernier u.a.

Der Landkartenstich war, wie der Buchdruck, ein Gewerbe geworden.

Mit Jacques und César Cassini, welche 1750 bis 1793 die große Triangulation von Frankreich und die darauf begruendete große topographische Karte vollendeten, begann endlich die Zeit der genauen topografischen Aufnahmen und der kritischen Bearbeitung der Karten.

In ersterer Beziehung stand nun Frankreich an der Spitze, doch genuegten die großartigen Leistungen der beiden Cassini nicht: Es wurde eine neue, große topografische Karte geplant, deren letzte Blaetter (267) erst Ende des 19. Jahrhunderts erschienen sind. Dem Beispiel Frankreichs folgten nach und nach alle europaeischen Staaten, und es fehlt nicht mehr sehr viel, um Europa, mit Ausnahme der Tuerkei und groeßerer Teile von Spanien sowie der noerdlichsten Teile von Skandinavien und Russland, mit allem Aufwand gereifter Geodaesie trigonometrisch ausgenommen und topografisch mappiert anzunehmen. Unter den asiatischen Laendern erfreut sich Ostindien, unter den amerikanischen die Union des allmaehlichen Zustandekommens guter Spezialkarten.

Fuer die genaue Aufnahme der Kuestenstriche aller Ozeane wirken in erster Linie die britische Admiralitaet, in zweiter die nordamerikanische und franzoesische Marine. Tausende von Seekarten und von topografischen Sektionen beweisen die ueberall erwachte Taetigkeit der Marinen, der Generalstaebe und Ingenieur-Geografenkorps.

Selbstverstaendlich ist dieser Umschwung nicht ohne Einfluss auf die Privatindustrie geblieben, und es kann auf die Leistungen der geografischen Institute zu Gotha und Leipzig, auf die Produktion vieler Verleger von London, Paris, Berlin (Reimer), Sankt Petersburg etc., auf die zahlreichen Illustrationen zu den Mitteilungen der verschiedenen geografischen Gesellschaften hingewiesen werden, um die ueberzeugung zu erlangen, dass die Kartografie beschleunigt in allen Richtungen fortschreitet. Nicht nur der Gelehrte, der Forscher, der Militaer, auch Geschaeftsleute und selbst die lange vernachlaessigte Schule finden Befriedigung für ihre mannigfaltigen Beduerfnisse, obgleich noch lange nicht alle Kombinationen erschoepft sind, um den ueberreichen Stoff dem Fachmann und dem Lernenden mundgerecht zu gestalten.

19. und Anfang 20. Jahrhundert

Mitte 19. Jahrhundert wurde von General Henri Dufour eine Kartenserie 1:100 000 der Schweiz mit einer Beleuchtungsrichtung aus Nordwest erstellt. Diese Beleuchtungsrichtung wurde in der Folge von vielen Kartographen übernommen. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde es auch üblich Karten mehrfarbig zu drucken. Dadurch wurde das Kartenbild anschaulicher. Die dominierenden Schraffuren wurden vielfach durch Flaechentoene ersetzt.

In Bereich der Schulkartografie machte sich besonders Carl Diercke mit dem nach ihm benannten Diercke-Atlas einen Namen.

Computerzeitalter

Nach jahrhundertelanger, hauptsaechlich handwerklicher Taetigkeit bei der Originalherstellung oder Reproduktion von kartografischen Erzeugnissen, hat sich mit dem Aufkommen der Computer das Bild der Kartografie stark gewandelt. Mit heutigen Geoinformationssystemen (GIS) arbeiten Kartografen eher am Bildschirm mit Maus und Tastatur als über dem Leuchttisch mit Griffel und Tuschefeder. Der Karteninhalt wird jedoch meist aus dem GIS in eine Graphiksoftware konvertiert und dort auf den Druck vorbereitet.

Als Grundlage für neue Karten sind seit fruehester Zeit die Ergebnisse der Geodaesie (Vermessungskunde) interessant gewesen. Mit der Eroberung der Luefte und spaeter auch des Weltalls wurde mit der Fernerkundung und Photogrammetrie eine neue reichhaltige Datenquelle, das Luftbild und Satellitenbild gefunden, die heute nicht mehr wegzudenken ist. Im Rahmen der Etablierung von Routenplanern auf CD und als Online-Dienst sowie von GPS-Navigationssystemen hat sich die Entwicklung in vielen Produkten nieder geschlagen.

Die rasante Entwicklung von interaktiven Karten im Internet oder bei mobilen Endgeraeten sind Schwerpunkt zahlreicher Untersuchungen, aber auch Forschungsschwerpunkte wie Virtuelle oder Erweiterte Realitaet sind heute in der Kartografie vertreten. Als Masstab im 3D-Bereich für den PC-Heimanwender gilt derzeit Google Earth.

Qualitaetsmerkmale guter Kartographie

Nachstehend werden vier Qualitaetskriterien für eine gute Karte beschrieben, die Genauigkeit, die Grafik, die Verstaendlichkeit und die aesthetik.

Genauigkeit: Die Informationen der Karte (zum Beispiel Gelaendeform, Verkehrslinien und Texte) müssen mit der Wirklichkeit uebereinstimmen. Fuer die Beurteilung der Genauigkeit sind Fachleute (Vermessungsingenieur, Kartograf, Geograf) zustaendig.

Grafik: Die Zeichnung, die Beschriftung und die Farbgebung müssen den ueblichen fachlichen Mindestanforderungen der Grafik und der Typografie genuegen.

Verstaendlichkeit: Mit dem Begriff "Verstaendlichkeit" wird vor allem eine gute Lesbarkeit der Karte definiert. Fuer die Beurteilung der Verstaendlichkeit sind allein die Benutzer zustaendig. Kartografische Produkte erfüllen in der Regel die Anforderungen an Genauigkeit und Grafik. Bezueglich Verstaendlichkeit werden jedoch oft schlechte Karten publiziert. An dieser Stelle sollen nicht die Lernziele von Ausbildungsstaetten für Kartografen beschrieben werden. Hingegen moege eine Aufzaehlung der haeufigsten Maengel zeigen, was unter guter Verstaendlichkeit zu verstehen ist:

Zu viele Informationen: Zu jedem Kartenmaßstab gehört ein angemessener Umfang von Informationen. Wenn im Maßstab 1:25 000 noch jedes einzelne Gebaeude dargestellt werden kann, müssen die Gebaeude im Maßstab 1:100 000 zu Gebaeudegruppen zusammengefasst werden. Ein Stadtplan im Maßstab 1:20 000 erlaubt, die Namen aller Straßen und Gassen, ja sogar die Hausnummern darzustellen. Im Maßstab 1:100 000 hingegen können hoechstens die Namen der wichtigsten Straßen angeschrieben werden. Mit dem Fachbegriff Generalisierung wird in der Kartografie die sinnvolle Reduktion der Informationen entsprechend dem Kartenmaßstab bezeichnet. Eine Karte, die man mit dem Vergroeßerungsglas lesen muss, ist eine schlechte Karte.

Zu wenige Informationen finden sich hauptsaechlich in zensierten Karten diktatorisch regierter Laender sowie in aus Kostenersparnisgruenden zu stark generalisierten kommerziellen Kartenwerken.

Zu viele Farbabstufungen: Elemente einer Karte, wie zum Beispiel Bodenbedeckung, Hoehenstufen oder Bauzonen können mit Farben dargestellt werden. Karten mit zu feinen Farbabstufungen sind schlecht lesbar. In der Regel kann ein Benutzer hoechstens drei verschiedene Abstufungen derselben Farbe auf der Kartenlegende wieder erkennen.

Mangelhafte Generalisierung: Dieser Mangel soll am Beispiel einer Straße erlaeutert werden. Die Begrenzungslinien einer 25 Meter breiten Straßenanlage haben im Maßstab 1:10 000 einen Abstand von 2.5 Millimeter. Eine solche Doppellinie ist gut lesbar. Im Maßstab 1:100 000 haetten die beiden Linien bei maßstaeblicher Darstellung nur einen Abstand von 0.25 Millimeter und waeren nicht mehr als Doppellinie erkennbar. Damit die Karte verstaendlich bleibt, müssen die beiden Linien einen Abstand von mindestens 1 Millimeter haben, auch wenn dies im Maßstab 1:100 000 einer vier mal zu großen Straßenbreite von 100 Metern entspricht. Eine mangelhafte Generalisierung muss immer dann beanstandet werden, wenn Karten ohne kartografische Bearbeitung fotomechanisch oder digital verkleinert werden. Dies ist die haeufigste Ursache schlecht lesbarer Karten.

aesthetik: Eine Karte kann dann als perfekt bezeichnet werden, wenn sie keinen der erwaehnten Maengel aufweist und von der Benutzerin und vom Benutzer auch noch als aesthetisch gut empfunden wird: Eine Karte, schoen, wie ein Bild.

Amtliche Kartographie

Im Bereich der amtlichen (behoerdlichen) Kartographie werden kartographische Erzeugnisse in oeffentlicher Aufgabe von Behoerden oder vergleichbaren oeffentlichen Einrichtungen bearbeitet oder herausgegeben. Die oeffentlichen, zum Teil auch auf einem Gesetz beruhenden Aufgaben bestehen darin, kartographische Mittel zum Zweck der Landesverteidigung, der oeffentlichen Sicherheit und der allgemeinen Daseinsvorsorge einzusetzen. In diesem Sinne gehoeren zur amtlichen Kartographie die Fuehrung, Herausgabe und Bereitstellung vor allem von

 

* amtlichen topographischen Kartenwerken,
* Seekarten und hydrogeographischen Karten
* militaergeographischen Kartenserien,
* geothematischen und geowissenschaftlichen Karten
* und Liegenschaftskarten.

Amtliche Karten, vor allem topographische Karten, können in der Regel von jedermann kaeuflich erworben werden, soweit sie nicht einem oeffentlichen Verwendungsvorbehalt unterliegen. Bei der Preisgestaltung amtlicher Karten ist zu berücksichtigen, dass die teils erheblichen Kosten für die Erfassung, Verarbeitung und grafische Praesentation der Geodaten aus Steuermitteln gedeckt werden. Der Verbraucher beteiligt sich mit dem Kaufpreis lediglich an den Kosten des Drucks, der Lagerhaltung und des Vertriebs bzw. der Datenaufbereitung und –bereitstellung.

Deutschland

In Deutschland gehört die amtliche topographische Kartographie verfassungsrechtlich in die Gesetzgebungskompetenz der Laender. Diese nehmen die Aufgabe auf der Grundlage von Vermessungsgesetzen wahr und unterhalten dazu Landesvermessungsaemter oder vergleichbare Einrichtungen. Zur Wahrnehmung uebergeordneter geodaetischer Aufgaben und vor allem für die Versorgung von Bundeseinrichtungen mit Geobasisdaten hat der Bund das Bundesamt für Kartographie und Geodaesie (BKG) mit Sitz in Frankfurt am Main eingerichtet. Die Laender haben mit dem Bund durch Verwaltungsabkommen vereinbart, dass das BKG die topographischen Karten und Daten 1:200 000 und kleinerer Maßstaebe für ganz Deutschland bearbeitet und herausgibt.

Amtliche geothematische Karten werden vom Bund, den Laendern und den Gemeinden je nach rechtlicher Zustaendigkeit bearbeitet und herausgegeben. Hierzu zaehlen z.B. geowissenschaftliche Karten, Raumordnungs- und Landesplanungskarten oder Karten der Bauleitplanung.

Amtliche Seekarten insbesondere für die Navigation werden vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) mit Sitzen in Hamburg und Rostock bearbeitet und herausgegeben. Hier ist die Grundlage ein Bundesgesetz.

In der DDR waren der Topographische Dienst Dresden mit der Außenstelle für Photogrammetrie (Luftbildauswertung) in Leipzig, der Topographische Dienst Erfurt und der Topographische Dienst Schwerin für das Landeskartenwerk (Ausgabe Volkswirtschaft), die Landeslage- und Landeshoehennetze und das Schwerenetz zustaendig. Ab 1971 war das Kombinat Geodaesie und Kartographie mit der Verwaltung Vermessungs- und Kartenwesen, die dem Ministerium des Innern der DDR unterstellt war, für die amtliche Geodaesie und Kartographie zustaendig. Darueber hinaus lagen verschiedene Aufgaben, wie beispielsweise das Landeskartenwerk (Ausgabe Staat) beim Militaertopographischen Dienst der NVA mit dem Militaerkartographischen Dienst in Halle und dem Kartographischen Dienst Potsdam. Die amtlichen topographischen Karten basierten auf der Topographischen Karte der DDR mit einem Maßstab von 1 : 10 000 als Grundmaßstab.

oesterreich

Das Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen (BEV) ist in oesterreich für die amtliche Kartografie zustaendig.

Schweiz

Das Bundesamt für Landestopografie (swisstopo) ist in der Schweiz für die amtliche Kartografie zustaendig.

 

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