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Erdöl Lexikon

Folgen des oelfoerdermaximums

 

Allgemein

Die Problematik um das oelfoerdermaximum ist sehr komplex und selbst von Fachleuten schwer zu durchschauen, da viele Variablen eine Rolle spielen. Ein allgemeiner Konsens besteht darin, dass sich der heutige Lebensstandard in den industrialisierten Laendern mit seinem hohen Energieverbrauch nicht wird aufrechterhalten lassen. Die zwei großen Ungewissheiten sind die Energieeinsparungspotenziale und die Möglichkeiten alternativer Quellen. Da Erdöl außer seiner hohen Energiekonzentration noch weitere Vorteile mit sich bringt, sind seinem Ersatz Grenzen gesetzt. Denn fraglich ist, ob Alternativen a) finanziell aehnlich guenstig wie Öl sein können b) ähnliche qualitative Eigenschaften aufweisen (Transportfaehigkeit) sowie c) quantitativ ausreichend und zeitnah bereitgestellt werden können. Dabei wird häufig nicht genuegend beachtet, dass Erdöl – was die Energiefrage betrifft – in der Hauptsache als leicht transportabler, mitfuehrbarer Treibstoff dient und in der (standortgebundenen) Elektrizitaetsgewinnung nur eine sehr untergeordnete Rolle spielt.

Des weiteren ist fraglich, inwieweit sich die Gesellschaft rechtzeitig auf einen moeglichen Wechsel wird einstellen können und ob bei einer Abnahme des Verbrauchs von Erdöl noch die Ernaehrung der Weltbevoelkerung gesichert ist und die Wirtschaft fortbestehen kann. Selbst wenn die Stromversorgung mit Kernenergie oder alternativen Energiequellen aufrechterhalten werden kann, so wird ein Mangel von Erdöl große Auswirkungen auf praktisch alle Bereiche des Lebens haben. Man nimmt allerdings an, dass sich ein großer Teil des Bedarfs vorerst von dem dann teuren Erdöl auf billigeres Erdgas u. ae. verlagern wird, was natuerlich die Problematik nur verzoegert und rasch - im Sinne einer Kreuzpreis-Substitution - zur nachfragebedingten Preisanhebung auch der Alternativen führen duerfte.

Wirtschaft und Finanzwesen

Es erscheint sehr unwahrscheinlich, dass sich die heutige Wachstumsideologie fortsetzen lassen wird, wenn man die enge Verknuepfung zwischen oelverbrauch und Wirtschaftswachstum der letzten Jahrzehnte verfolgt. Ist eine bedingte Abkopplung zwischen beiden Werten lokal auch möglich, so zeigt ein weltweiter Vergleich wie tiefgreifend verbunden beide Werte miteinander sind. Deutschland ist heute (2006) fuenftgroeßter Erdoelverbraucher der Welt (in absoluten Zahlen). Abb.8a zeigt die preisbereinigten Veraenderungen des deutschen BIP (bis 1990 BRD, danach gesamtes Bundesgebiet) zusammen mit den Änderungen des Verbrauchs an Erdöl von 1965 bis 2005. Man erkennt, dass beide Reihen ähnliche Verlaeufe zeigen und sich gegenseitig beeinflussen. Geringere Zuwaechse des Erdoelverbrauchs gingen einher mit niedrigeren BIP-Zuwaechsen und umgekehrt, teilweise um ein Jahr versetzt. Allerdings sieht man auch, dass der Bedarf an zusaetzlichem Erdöl wärend des gewaehlten Beobachtungszeitraums tendenziell abnimmt, von zunehmendem Verbrauch von über 10 % Ende der 1960er Jahre bis zu eher abnehmendem Verbrauch seit Mitte der 1990er Jahre, wärend die BIP-Zuwaechse nur geringfuegig abnehmen. Vor allem Mitte der 1980er Jahre (1987-89) konnte das BIP um 1,5-3,9 % gesteigert werden, wärend der Erdoelverbrauch um 2,2-5,5 % abnahm. aehnliches sieht man Ende der 1990er Jahre wärend des Informatikbooms (BIP-Zuwaechse um 2-3 % mit um 2-3 % sinkendem Erdoelbedarf). Wenn der deutsche Erdoelbedarf auch tendenziell abzunehmen scheint, so sieht man doch seit der Jahrtausendwende wieder eine enge Kopplung beider Verlaeufe. Um einer dauerhaften Rezession zu entgehen muesste der notwendige Bedarf an Rohöl für zusätzliches Wachstum jaehrlich um mehrere Prozentpunkte abnehmen, was der prognostizierten Abnahme der weltweiten oelfoerderung entspraeche. Da die deutsche Wirtschaft stark vom Export abhaengig ist, muesste diese Entwicklung auch im Rest der Welt, bzw. bei den Abnehmern deutscher Produkte stattfinden.

Dies scheint jedoch fraglich, wenn man das globale Wirtschaftswachstum mit dem Erdoelverbrauch vergleicht, vgl. Abb.8b. Auch weltweit erkennt man einen engen Zusammenhang zwischen Erdoelverbrauch und Wirtschaftswachstum, ohne das letzteres im gesamten Beobachtungszeitraum jemals abnahm. Man erkennt die zwei Erdoelkrisen in den siebziger und achziger Jahren, sowie den verringerten Erdoelbedarf nach dem Zusammenbruch der UDSSR, die jeweils von geringeren Wirtschaftswachstum begleitet waren. Der in Deutschland zu beobachtende Trend hin zu geringerem Verbrauch bei gleichzeitigem Wachstum ist weltweit nicht zu sehen. Dies kommt daher, dass sich die „alten“ Industrielaender mehr und mehr von ihrer Industrieproduktion verabschieden, sie in Billiglohnlaender der Dritten Welt auslagern und sich auf Dienstleistungen konzentrieren, welche im eigenen Land weniger energieaufwendig sind. Weltweit erkennt man trotz gesteigerter Anstrengungen in vielen Teilen der Welt in den letzten Jahren keine Entwicklung, die auf ein moegliches erdoelfreies Wirtschaftswachstum hindeutet.

Das globale Finanznetz mit dem Dollar als Leitwaehrung wird eine eventuelle langanhaltende Rezession aller Voraussicht nach nicht ohne Schäden ueberstehen. Eine starke Inflation des Dollars und weiterer wichtiger Waehrungen gilt als sicher. Laut einer Studie der Investmentbank Goldman Sachs [22] gilt der Ölpreis inzwischen als unangefochten groeßtes Risiko für die Weltwirtschaft (37 % langfristig und 27 % mittelfristig). In der Tat scheint das internationale Bankensystem vollkommen abhaengig zu sein von einem bestaendigen Fluss von billigem Erdöl und Erdgas. Der Wert von Geld bedeutet Vertrauen in Wirtschaftswachstum, welches u.U. über laengere Zeitraeume nicht mehr garantiert werden kann. Allerdings richteten sich ausgegebene Kredite wärend der ersten Haelfte des Erdoelzeitalters bestaendig an einer wachsenden Volkswirtschaft aus. Es wurde dauerhaft im Vertrauen auf zukuenftiges Wachstum mehr Geld verliehen als eigentlich vorhanden war. Ein laengeres Ausbleiben von Wirtschaftswachstum wird deshalb den Wert der meisten boersennotierten Unternehmen zerstoeren [23]. Ausserdem ist aus Mangel an ausreichenden Edelmetallen schon laenger keine Deckung des Geldwertes durch direktes materielles Gut (etwa: Edelmetall) mehr gegeben. Durch US-amerikanische Kredite an erdoelproduzierende Laender und die dichte Verflechtung des weltweiten Banken- und Finanzsystems ist deren Abhängigkeit von billigem Öl spaetestens seit der Abloesung des Dollarkurses vom Goldwert vollkommen (Stichwort: Petrodollar).

Transport und Verkehr

Der weltweite Transport beruht zu 97 % auf Erdöl (Benzin, Diesel, Kerosin) oder Erdgas. Für Kerosin ist noch keine Alternative bekannt, auch für die Schifffahrt fehlt es weitgehend an Treibstoffersatzmoeglichkeiten. Solche sind für Fahrzeuge zwar theoretisch denkbar, jedoch im Vergleich zum Erdöl mit ungleich höheren Kosten und Aufwendungen verbunden. Für den energieintensiven Schwertransport sind diese Alternativen daher nur beschraenkt nutzbar. Meist wird uebersehen, dass erneuerbare Energien in erster Linie elektrischen Strom produzieren. Dieser lässt sich zwar relativ verlustfrei (5 %) auch über 1000 km transportieren. Leider lässt er sich mit der heutigen Technik nur schwer, in geringen Mengen und mit schlechten Wirkungsgraden speichern. Für den Verkehr und Transport kommen hier nur die sehr verlustbehafteten Techniken wie Batterien und Wasserstoff als Energieträger in Frage oder ein automatisches Schienensystem für Automobile aehnlich der S-Bahn.

Des weiteren wird derzeit weltweit in die Kapazitaetserweiterung von Bio-Ethanol, Biodiesel und in Anlagen investiert, die synthetische Treibstoffe (BtL-Kraftstoff, GtL-Kraftstoff, CtL-Kraftstoff) herstellen. Die Herstellung ausreichender Biotreibstoffmengen zur Aufrechterhaltung der weltweiten Automobilflotte scheitert generell an der zukuenftigen Konkurrenz auf landwirtschaftlichen Flaechen zwischen Nahrungsmittel- und Treibstoffproduktion. Ohne den Einsatz von Öl für Duengung und Pestizide ist der landwirtschaftliche Flaechenbedarf zur Nahrungsmittelproduktion höher als bisher. Auch enden wird die inzwischen gaengige Praxis der Lagerreduktion durch bedarfsorientierte Lieferung ("Just in time").

Ende der Globalisierung

Globalisierung beruht prinzipiell auf zwei Saeulen: weltweite Kommunikation und weltweiter, billiger Transport. Ohne billige Transportmoeglichkeiten wird der weltweite Handel in dem derzeitigen Ausmaß nicht mehr möglich sein und die Globalisierung einschraenken, wenn nicht gar beenden. Theoretisch muesste eine komplette Umstellung des Gueterverkehrs auf alternative Kraftstoffe weitgehend bis zum Zeitpunkt des weltweiten oelfoerdermaximums möglich und abgeschlossen sein, um die Globalisierung nicht zu beeintraechtigen. Das gleiche gilt für einen sehr großen Anteil der in der Industrie und Landwirtschaft eingesetzten Maschinen, die bisher ebenfalls mit Erdoelprodukten angetrieben werden. Diese Szenarien sind nach Fachmeinung allerdings nicht mehr zu verwirklichen, womit eine der beiden Saeulen der Globalisierung, der billige Transport, wegfiele und sich die Maerkte zwangsläufig relokalisierten.

Allgemein ist mit einer Umgestaltung der Wirtschaftsweise zu rechnen: Die heutige Abhängigkeit von Mineralöl wird sich mittel- bis langfristig aufloesen müssen. Damit einhergehend wird sich die Art des Wirtschaftens veraendern, beispielsweise hin zu einem mehr regionalen Wirtschaften, die durch kuerzere Transportwege und ein hoeheres Maß an regionaler Selbstversorgung die Abhängigkeit von Mineralöl verringert.

Landwirtschaft und Nahrungsmittelversorgung

Der eintretende oelmangel provoziert gravierende Probleme in der Nahrungsmittelproduktion und -verteilung. Seit Beginn der Industrialisierung, vor allem seit der Gruenen Revolution in den 1960er Jahren stieg beispielsweise die weltweite Getreideproduktion um 250 % ohne dass sich die Anbauflaeche aenderte, vgl. Abb. 10. Dies ist ausschließlich auf den Einsatz fossiler Energieträger in Form von Duengemitteln, Pestiziden, dieselbetriebener Bewaesserung und motorisierter Landwirtschaft und Verteilung zurueckzufuehren. Synthetische Duengemittel (Verbrauch in Deutschland 1999: 3 Mio. Tonnen (~244 kg/ha landwirtschaftlicher Nutzflaeche), Quelle: FAO) werden seit Beginn des 20. Jahrhunderts zur Produktionssteigerung eingesetzt, deren Herstellung im Haber-Bosch-Verfahren große Mengen an Energie verbraucht. So verbrauchen die USA jaehrlich alleine für die Duengemittelherstellung 100 Mio. Fass Öl, mehr als die weltweite Tagesproduktion. Deutschland verbraucht jaehrlich fast 30 Mio. Fass, da ein Liter Duengemittel im guenstigsten Fall 1,4 Liter an Öl zur Herstellung braucht [27]. aehnliches gilt für Pflanzenschutzmittel und Biozide, ohne deren Einsatz die landwirtschaftlichen Ertraege erheblich geschmaelert wuerden. Des weiteren werden Systeme zur Lebensmittelaufbewahrung und -lagerung, wie beispielsweise Kuehlschraenke, in oelbetriebenen Fabriken hergestellt und unter Benutzung von Öl verteilt. Durch anhaltend billiges Öl entstand auch ein System der Nahrungsmittelverteilung über weite Strecken, das in der Zeit teuren oels (Nach-Foerdermaximum) nicht mehr funktioniert. Beispielsweise ergab eine Studie des Wuppertal Instituts 1993, dass die verschiedenen Zutaten eines Erdbeerjoghurts im Schnitt 3500 km zuruecklegen, bevor sie vermengt werden. Hervorgerufen durch eine bis dahin beispiellose Produktionssteigerung auf der Basis von billigem Öl war die erste Haelfte des Erdoelzeitalters (Vor-Foerdermaximum) von kontinuierlicher Landflucht und Bauernsterben begleitet. Um 1800 lebten beispielsweise 75 % der deutschen Bevoelkerung von der Landwirtschaft, bis 2006 nahm deren Prozentsatz auf 2-3 % ab. Diese Zahlen sind einigermaßen repraesentativ für alle Industrienationen. Es konnte bislang nicht gezeigt werden, dass dieser kleine Bevoelkerungsanteil weiterhin in der Lage sein wird, ohne den Einsatz billigen oels für ausreichend Nahrung zu sorgen.

Aus der Grafik erkennt man auch, dass die Produktion bis 1985 etwa linear zunimmt, um anschließend leicht abzuflachen. In den Jahren 1995-2003 nahm sie trotz gesteigerten Duengemitteleinsatzes nicht mehr zu, was mit zunehmender Auslaugung der Boeden und immer energieaufwendigeren Bewaesserung zusammenhaengt. Der Trend zeigt deutlich, dass die Ertraege aus der Landwirtschaft bei einer Abnahme des zur Verfuegung stehenden oels ebenfalls zurueckgehen müssen. Da dies vor allem die nordamerikanischen Staaten mit ihrer hochindustriellen Nahrungsmittelproduktion betreffen wird und die Bevoelkerung dort waechst, werden diese Staaten in einigen Jahren nicht mehr exportieren. Millionen Menschen auf der Welt, die unbedingt abhaengig sind von nordamerikanischem Getreide, werden diesen Mangel nicht ueberleben. Durch die Abhängigkeit der Landwirtschaft vom Öl wird dank des oelfoerdermaximums eine Situation erzeugt, in der also nicht nur wirtschaftliche Probleme auftreten, sondern auch die Hungerproblematik drastisch verschaerft wird. Die weltweite Nahrungsproduktion und, nach Colin Campbell, die Weltbevoelkerung müssen ebenfalls ihren Hoehepunkt erreichen (siehe auch Bevoelkerungsfalle). Aufgrund der entstehenden gesellschaftlich notwendigen Umstrukturierungen wird diese Entwicklung auch die reichen Industriestaaten nicht verschonen, obgleich auch weniger ausgepraegt. Im Hinblick auf diese Problematik gilt das weltweite Foerdermaximum als Wendepunkt in der Geschichte der industrialisierten Welt, verbunden mit einer Wiederbelebung der Landwirtschaft (Reagrarisierung).

 

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