Auto Technik Lexikon - Technik und Treibstoffe
oekobilanz
oekobilanz
Unter einer oekobilanz (engl. auch LCA - Life Cycle Assessment) versteht man eine systematische Analyse von Produkten, Stoffen und Prozessen unter oekologischen Gesichtspunkten. Im Zuge einer solchen untersucht man saemtliche umweltrelevanten Entnahmen aus der Umwelt (z.B. Erze, Rohöl) sowie Emissionen in die Umwelt (z.B. Abfaelle, Kohlendioxidemissionen) und analysiert die damit verbundene Umweltbelastung durch das Untersuchungsobjekt. Die oekobilanz gehört zu den oekologieorientierten Planungsinstrumenten des Controlling. Der Begriff der Bilanz wird bei der oekobilanz im Sinne von einer Gegenueberstellung verwendet, sie ist nicht mit der Bilanz innerhalb der Buchhaltung zu verwechseln.
Allgemein unterscheidet man zwischen einer oekobilanz, die den Umweltaspekt eines einzelnen Produkts berücksichtigt, einer vergleichenden oekobilanz, die eine Gegenueberstellung mehrerer Produkte verfolgt sowie einer ganzheitlichen Bilanzierung, die wirtschaftliche, technische und/oder soziale Aspekte mit einbezieht.
Mit der Norm ISO 14040 ist der Begriff oekobilanz nur noch ausschliesslich auf produktbezogene oekobilanzen anwendbar.
Eine vollstaendige oekobilanz nach der Normenreihe ISO 14040 bis ISO 14043 umfasst die folgenden Elemente:
* eine Definition von Ziel und Untersuchungsrahmen (ISO 14040),
* eine Sachbilanz (ISO 14041),
* eine Wirkungsabschaetzung (ISO 14042) und
* eine Auswertung (ISO 14043).
Am 30. Juni 2006 wurde die ISO 14044 publiziert. Sie fasst die bisherigen Einzelnormen IS0 14041 bis 14043 zusammen. Sie wird von nun an gemeinsam mit der ISO 14040 den Standard für eine ISO-konforme oekobilanzierung darstellen. Ziel dieser Revision der Normenreihe war eine Vereinfachung durch Zusammenfassung, und dadurch eine verbesserte Lesbarkeit. Die Inhalte blieben weitgehend unverändert.
In der Definition von Ziel und Untersuchungsrahmen werden zuerst Nutzen und Funktionen des Produktes festgelegt, und der grundsaetzliche Lebensweg eines Produkts beginnend bei der Rohstoffgewinnung und endend mit der entsprechenden Entsorgung definiert. Ausserdem werden Wechselbeziehungen mit anderen Stoffen berücksichtigt, Annahmen und Einschraenkungen definiert, sowie die vorlaeufigen Grenzen der Untersuchung festgelegt.
Als nächstes werden in der Sachbilanz quantitative Aussagen über den eben erfassten Produktlebensweg gemacht. Man sammelt Informationen über Ressourcenverbraeuche und Emissionen und stellt die Eingangsgroessen (Input-Parameter) den Ausgangsgroessen (Output-Parameter) gegenüber. Welche Prozesse betrachtet werden und welche nicht, kann man mit HIlfe von Abschneidekriterien festlegen,
Somit ist die Sachbilanz das wohl wichtigste Modul innerhalb der oekobilanz.
Die Wirkungsabschaetzung teilt anschliessend die Ergebnisse der Sachbilanz nach wissenschaftlich basierten qualitativen Gesichtspunkten in verschiedene Wirkungskategorien ein, und zeigt beispielsweise die Relevanz verschiedener Emissionen für den Treibhauseffekt oder zur Bildung des Ozonlochs. Das Ergebnis der Wirkungsabschaetzung sind 5-10 quantitative Umweltauswirkungen, die ein Produkt verursacht (z.B. Beitrag zum Treibhauseffekt, zum sauren Regen, zum Ozonloch usw.).
In den optionalen Schritten der Wirkungsabschaetzung können die zusammengefassten Daten nach oekologischer Bedeutung bewertet, d.h. normiert, in eine Rangfolge gebracht und gegeneinander gewichtet werden. Dieser letzte Schritt vereinfacht die Darstellung von Ergebnissen, bis hin zu einem Einpunkt-Wert, ist allerdings auch stark subjektiv (ist es schlimmer das Treibhauspotential zu erhoehen oder eine giftige Emission zuzulassen? - diese Frage kann objektiv kaum beantwortet werden).
In der Auswertung werden für das Ergebnis wichtige Parameter (z.B. einzelne Lebenswegabschnitte oder Wirkungskategorien) identifiziert, es erfolgen Konsistenz-, Vollstaendigkeits- und Sensitivitaetsanalyse. Aus diesen Ergebnissen werden Schlussfolgerungen und Empfehlungen entwickelt und ein Bericht verfasst.
Wenn eine oekobilanz die verschieden Produkte vergleicht veroeffentlicht werden soll, muss zusaetzlich eine kritische Pruefung durchgefuehrt werden.
Aus all diesen Aspekten folgt, dass eine oekobilanz grosses Potential besitzt, als Entscheidungshilfe für Produzenten und Verbraucher zu dienen. Sie ist ein aussagefaehiges und oft entscheidendes Instrument für die Bewertung der Umweltvertraeglichkeit von Produkten. oekobilanzierungssoftware kann eine grosse Hilfe sein, verursacht aber auch oft Fehler und Asymmetrien da fertige Module verwendet werden, von denen keine Einzelheiten mehr bekannt sind.
Aggregations- und Bewertungsverfahren
* Umweltbelastungspunkte
* Konzept der Wirkungsindikatoren (CML-Methode)
* kumulierter Energieaufwand
* MIPS
* kritische Volumina
* Sustainable Process Index (SPI)
Eco-Indikator 99: drueckt die gesamte Umweltrelevanz eines Produktes oder Systems in einer einzelnen Zahl aus, Einheit Punkte [Pt]. Wirkkategorien werden normalisiert und unterschiedlich stark gewichtet. Je kleiner diese Zahl ist umso "umweltfreundlicher" ist das Produkt. Diese Zahl sollte jedoch kritisch betrachtet werden (s.o. "ist es schlimmer das Treibhauspotential zu erhoehen oder eine giftige Emission zuzulassen?"). Weiterfuehrende Infos zum EI-99, auf englisch
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