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3.7.1 Neue Erkenntnisse zu den Emissionsfaktoren von Nutzfahrzeugen
Die Emissionsfaktoren für Nutzfahrzeugmotoren wurden bisher basierend
auf den
Messergebnissen an EURO 0und
EURO I– Motoren entsprechend
den prozentualen
Grenzwertsenkungen der folgenden Grenzwertstufen EURO II bis EURO V fortgeschrieben.
Neuere Untersuchungen zeigen jedoch, dass die tatsaechlich erreichte Senkung des
Emissionsniveaus der neueren Motorenkonzepte im Betrieb wahrscheinlich weit hinter den
frueheren Annahmen zurueckbleiben. Elektronische Einspritzsysteme in Schweren Nutzfahrzeugen– eingeführt ab der Grenzwertstufe EURO II – ermöglichen unterschiedliche Einspritzstrategien
in den verschiedenen Bereichen des Motorkennfeldes. Neuere Untersuchungen haben gezeigt,
dass EURO IIMotoren
ausserhalb des im gesetzlichen Pruefzyklus gefahrenen Kennfeldbereiches
vielfach gezielt auf den spezifischen Verbrauch hin optimiert werden. Dies bewirkt dann im
Gegenzug einen erheblichen Anstieg der StickoxidEmissionen.
Die NOxEmissionsfaktoren
für
Schwere Nutzfahrzeuge müssen daher deutlich nach oben korrigiert werden.
Nutzfahrzeugmotoren der Grenzwertstufe EURO II werden im Rahmen der Typpruefung
bezueglich ihrer Schadstoffemissionen im sogenannten 13StufenTest
geprüft. An
13 festgelegten Messpunkten im Motorkennfeld wird jeweils die Schadstoffemission gemessen
und mit bestimmten Wichtungsfaktoren zu einem Gesamtergebnis verrechnet, das dann
unterhalb des jeweiligen Grenzwertes liegen muss. In Deutschland, Österreich, der Schweiz und
den Niederlanden wurden in den vergangenen vier Jahren das Emissionsverhalten von
zahlreichen Nutzfahrzeugmotoren auf Motorpruefstaenden untersucht. Um die Emissionen unter
realen Fahrbedingungen beurteilen zu können, wurden Messungen auch ausserhalb der
Typpruefpunkte durchgefuehrt. Ein Beispiel für zwei vergleichbare Motoren (EURO I: 230kW/
2100min 1
und EURO II: 230kW/ 2100min 1
) des selben Herstellers ist in der Abb. 19 in einem
NOxKennfeld
mit entsprechend interpolierten IsoLinien
dargestellt. Bei den Drehzahlen
n=1260min 1
und n=2100min 1
liegen 10 der 13 Messpunkte aus dem
13StufenTest.
Bei den restlichen 3 Messpunkten handelt es sich um Messungen bei
Leerlaufdrehzahl. Bei dem EURO IMotor
ist zunaechst ein relativ gleichmaessiges
Emissionsverhalten zu erkennen, bei dem EURO IIMotor
sieht man hingegen, dass zwischen
den relevanten Pruefdrehzahlen erheblich höhere NO x Emissionen
auftreten.
Hier zeigt sich das Potential der elektronischen Regelung von modernen Dieselmotoren. Bei
EURO IIMotoren
lässt sich im mittleren Drehzahlbereich zwischen den Typpruefpunkten eine
Optimierung des Kraftstoffverbrauchs um wenige Prozent erzielen, wobei aber erheblich höhere
StickoxidEmissionen
in Kauf genommen werden, die das Niveau der benachbarten Pruefpunkte
und des Grenzwertes deutlich uebersteigen.
Im Rahmen der Arbeiten für das neue Handbuch für Emissionsfaktoren (HBEFA 2.0) wird ein
Grossteil der Emissionsfaktoren des Strassenverkehrs neu berechnet. S. Hausberger,TU Graz, hat
in diesem Zusammenhang die Emissionsfaktoren der Schweren Nutzfahrzeuge auf der
Grundlage der neuen Messdaten neu berechnet [4]. Das ifeu, Heidelberg, das im Auftrag des
UBA das Modell TREMOD (Daten und Rechenmodell: Schadstoffemissionen des motorisierten
Verkehrs in Deutschland) erstellt hat, hat diese neuen Emissionsfaktoren der Schweren
Nutzfahrzeuge in das Modell TREMOD 3.0 eingebunden und die Emissionen des
Nutzfahrzeugverkehrs in einer vorlaeufigen Version neu berechnet.
Obwohl im Jahr 2010 der Anteil der EURO IINutzfahrzeuge
an der Fahrleistung nur noch 13 %
beträgt, liegen die Mehremissionen von NOx bei knapp 50 %. Die Ursache dafuer ist, dass die
neuen mittleren Emissionsfaktoren nicht nur für EURO IINutzfahrzeuge,
sondern auch für
EURO IIINutzfahrzeuge
deutlich höher liegen, als die bisher auf der Basis von Angaben der
NutzfahrzeugIndustrie
entwickelten Emissionsfaktoren.
Drei Punkte sollten bei der Bewertung der vorlaeufigen Ergebnisse berücksichtigt werden:
1. Wegen der Neudefinition der Fahrzeugschichten im HBEFA 2.0 musste das ifeu in TREMOD
die Bestandsund
Fahrleistungsgewichtung anpassen. Eine differenzierte Bestandsabfrage beim
KBA wird demnächst im Rahmen der TREMODArbeiten
für die BASt durchgefuehrt. Diese Daten standen jedoch kurzfristig nicht zur Verfuegung. Aus diesem Grund wurde eine Statistik
des KBA verwendet, die die Neuzulassungen der Lkw und Sattelzugmaschinen in hoher
Differenzierung nach Groessenklassen in einer Zeitreihe von 1970 bis 2001 ausweist. Erst mit
einer umfassenden Aktualisierung kann die Gesamtberechnung auf Basis der differenzierten
KBABestandsdaten
entsprechend der neuen Struktur durchgefuehrt werden. Es sind hierdurch
jedoch keine signifikanten Änderungen zu erwarten.
2. Die Berechnungen enthalten noch keine Korrektur unter Beruecksichtigung der Energiebilanz.
Wegen der unterschiedlichen Energieverbraeuche zwischen „neu“ und „alt“ ist keine mit
TREMOD 3.0 konsistente Gesamtberechnung des Strassenverkehrs möglich, da z. Zt. noch kein
sinnvoller Energiebilanzabgleich durchgefuehrt werden kann. Dies ist erst möglich, wenn eine
Berechnung mit allen neuen Faktoren (Pkw, Leichte Nutzfahrzeuge, motorisierte Zweiraeder, ...)
des HBEFA 2.0 durchgefuehrt wurde. Da die Schweren Nutzfahrzeuge nach den neuen
Emissionsfaktoren im Durchschnitt einige Prozent weniger Kraftstoff verbrauchen als bisher
angenommen wurde, könnte die Korrektur unter Beruecksichtigung der Energiebilanz einen
geringeren Anstieg der Gesamtmenge an Schadstoffemissionen der Schweren Nutzfahrzeuge zur
Folge haben.
3. Die Emissionsfaktoren der Schweren Nutzfahrzeuge für die Emissionsklasse EURO III
basieren aufgrund des grossen Aufwandes und der hohen Kosten der Messprogramme bisher auf
den Messungen von nur 4 verschiedenen Motortypen. Für die EURO IVund
EURO VFahrzeuge
wurden wie bisher die Emissionsfaktoren in Anlehnung an die Grenzwertabsenkung
festgelegt. Da die Flotte der Schweren Nutzfahrzeuge im Jahr 2010 zu 80% aus EURO III, IV
und VFahrzeugen
besteht, deren tatsaechliches Emissionsverhalten erst in den naechsten Jahren
messtechnisch untersucht werden kann, ist die Prognose mit einer gewissen Unsicherheit
behaftet. Wie gross diese Unsicherheit ist, kann zur Zeit nicht quantifiziert werden. Eine
abschliessende Einschaetzung kann erst dann getroffen werden, wenn Messdaten der
Motorkennfelder in repraesentativem Masse vorliegen. Ergebnisse für weitere EURO IIIMotoren
aus laufenden Projekten werden fruehestens im Herbst 2003 erwartet.
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